Rückschau

Epoche Kohl kritisch und mit vielen positiven Aspekten betrachtet

7. Mai 2015 / Rückschau

Mit Professor Dr. Henning Köhler, ehemals Professor am Friedrich-Meinecke-Institut-Berlin, und Moderator Friedhelm Ost, Regierungssprecher unter Helmut Kohl und ehemaliger leitender ZDF-Wirtschaftsredakteur, bot die Buch- und Kunsthandlung Maria Laach einen wissenschaftlich fundierten und inhaltlich spannenden Abend.
Zum Laacher Forum extra in Kooperation mit der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus begrüßte deren Vorsitzender, Manfred Speck, die Zuhörer und erklärte, weshalb die Veranstaltung im Klosterforum stattfand: „Helmut Kohl hat eine enge Beziehung zu Maria Laach. Als 17Jähriger war er zum ersten Mal hier und seither hat ihn Maria Laach gefesselt und bereichert.“

Wie sehr die Biographie Helmut Kohls auch unsere persönliche Geschichte berührt, betonte Moderator Friedhelm Ost. Auf 1000 Seiten hat Professor Dr. Henning Köhler in über zehnjähriger Recherche eine Menge wichtiger Aspekte der deutschen Nachkriegsgeschichte akribisch gesammelt. Köhler, nach eigenen Worten „kein Kohlianer“, entwirft in seiner Biographie ein differenziertes Bild: „Mit dem Werdegang Helmut Kohls habe ich mich in Begleitung der wohlgesonnenen und kritischen Zeitungen beschäftigt. Ich musste ihn verstehen und ich habe ihn verstanden.“ In Rheinland-Pfalz verdiente sich Kohl seine ersten Sporen. Er baute Autobahnen und modernisierte das Land. Als Chef, so Professor Köhler, „gängelte er die Leute nicht.“ Doch zeigte er ihnen, „wo es lang ging.“ Das Team musste ihm zuarbeiten.

Den Entschluss von Mainz nach Bonn zu gehen nannte Kohl später die „schwerste Krise seiner Ehe“. Dort standen seiner Karriere immer wieder andere im Wege, erst Rainer Barzel, dann Franz Josef Strauß. „Ich kann warten, auch wenn Strauß Kanzler werden will“, sagte er damals. Kohl stellte die Partei vor seinen eigenen Erfolg und zog für Strauß in den Wahlkampf. Das lange Warten zahlte sich letztlich aus. Friedhelm Ost: „Seinen Sieg nahm man 1982 staunend zur Kenntnis.“

Das größte Verdienst von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl ist zweifelsohne die Deutsche Einheit. Als eine wesentliche Voraussetzung hierfür nannte Professor Köhler im Klosterforum den im November 1989 formulierten 10-Punkte-Plan, der u.a. Wirtschaftshilfe, die Beschleunigung des KSZE-Prozesses sowie Abrüstung und Rüstungskontrolle vorsah. So sei es Kohl gelungen, die „Hysterie der Nachrüstungsdebatte“ zu überwinden. Außerdem gelang es ihm, das Vertrauen von Michail Gorbatschow, George Bush und François Mitterand zu gewinnen.

Einen großen Teil seines Vortrags widmete Professor Köhler der Spendenaffäre und Kohls Geständnis im ZDF, 1,5 bis 2 Millionen D-Mark nicht ordnungsgemäß angenommen zu haben: „Mit der Erklärung nahm die Affäre eine Wendung. Kohl selbst und nicht die schwarzen Kassen standen nun im Mittelpunkt. Die öffentliche Empörung wurde in eine bestimmte Richtung gelenkt. Es ging nicht mehr um illegale Parteispenden, sondern um Kohls Weigerung, die Namen der Spender zu nennen. Er hatte seine Verfolger auf eine falsche Fährte gesetzt. Durch die Erklärung im ZDF hatte er ihr Interesse auf die Spender gelenkt, deren Namen sie unbedingt wissen wollten.“ Damit, so Köhler, traten die Spendenaffäre und ihre Aufklärung in den Hintergrund: „Im Rückblick erscheint der Spendenkomplex relativ unspektakulär. Die Bestechungsvorwürfe im großen Maßstab bewahrheiteten sich nicht. Weder mit Panzern noch mit Leuna hatte die CDU Geld eingenommen. Man kann die Spendenaffäre als pressegeschichtliches Schulbeispiel dafür anführen, wie Emotionen solide Recherche überdecken und ersticken. Die Spendenaffäre erscheint bei genauer historischer Betrachtung in einem anderen Licht. Tatsächlich hat sich Kohl für seine Partei geopfert. Indem er aber die Namen der Spender verweigerte, lenkte er von den Spenden ab und zog die Ächtung auf sich. Denn es ging nur gegen Kohl – nicht gegen die Spender oder die Partei.“

Am Ende seines Vortrags resümierte Professor Henning Köhler und forderte ein positiveres historisches Bild ein: „Kohl fand mit der Spendenaffäre ein Ende, was er nicht verdient hat. Es ist endlich an der Zeit, die grandiose Leistung dieses Mannes zu würdigen.“

Bericht: E.T. Müller, Medienbüro Burgbrohl


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