Rückschau

Wie wir mit Gesundheit und Krankheit umgehen

30. April 2015 / Rückschau

Natürlich und mit einer guten Prise Bremer Humor bestieg Professor Dr. Annelie Keil die kleine Bühne im Klosterforum Maria Laach. Die zahlreichen auf Einladung der Buch- und Kunsthandlung Maria Laach gekommenen Gäste erwartete ein tiefer wie unterhaltsamer Abend. Dabei verbirgt sich hinter dem Ansatz, „Krankheit und Gesundheit neu zu denken“, keine leichte Kost, referierte die Soziologin und Gesundheitswissenschaftlerin doch über medizinische Diagnosen wie Brustkrebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall, Angststörung, Depression, Psychosen, Burn-out oder „allgemeine Schmerzzustände“.

Die Bedrohung der Gesundheit durch eine Krankheit wirft grundsätzliche Fragen zur menschlichen Existenz auf. Mit den Fortschritten der Medizin und den Erkenntnissen der Psychotherapie verband sich immer wieder auch die Hoffnung, dass Krankheit letztlich vermeidbar sei. Annelie Keil: „Jeder von Ihnen hat ein großes Stück der Lebensreise hinter sich. Wenn wir krank werden, ruft das Leben mit vielen Fragen um Hilfe, und die Suche nach Antworten besetzt den Lebensalltag. Das Leben interessiert sich nicht dafür, ob wir das gut finden oder nicht.“ Krankheiten treffen einen hinterrücks: „Das hatte ich aber nicht bestellt“ sagen wir dann und tun alles, Krankheiten zu vermeiden. Annelie Keil spricht nicht gegen gesundheitsfördernde Maßnahmen, betont aber auch, dass Krankheit zum Leben dazu gehört, wie der Tag zur Nacht: „Ohne sie wüssten wir gar nicht, was Gesundheit letztlich bedeutet. Die Kunst gesund zu sein ist keine Kunst, so lange man gesund ist.“ Und humorvoll setzte die Referentin dem Gesundheitswahn ihr Modell entgegen: „Ich möchte nicht die Rolle vorwärts in den Sarg, sondern von vier netten Männern getragen werden. Das hat man bei zwei gescheiterten Ehen doch verdient! Aber die netten Männer haben es alle im Rücken.“ Die Erde sei nicht so stabil und im ständigen Wandel. Auch dass der Körper noch mitmache und die Seele noch nicht ausgewandert ist, sei ein Wunder. „Das Leben ist eine Art Waisenkind, das wir täglich adoptieren müssen.“ Gerade in der Krankheit ist dies eine große Herausforderung, und Annelie Keil spricht aus eigener Erfahrungen: „Niemals sind wir nur krank. Auch der Kranke ist noch gesund. Das Medikament stützt die Teile, die noch gesund sind.“ Für Annelie Keil sind Gesundheit und Krankheit das Ergebnis der lebendigen Gestaltungsarbeit des Menschen und seiner Hoffnung auf ein sinnerfülltes Leben in eigener Verantwortung. Da das Altern mit weiteren Gebrechen verbunden ist, rät die 78jährige Dame, das Älterwerden als ein Geschenk zu betrachten: „Man sollte vor lauter Klagen nicht das Leben vergessen. Vieles erleiden und vieles entscheiden wir. Was bestimmen wir und womit müssen wir umgehen? Jeder Schritt wagt den Fall, doch Du kommst nicht voran, wenn Du keine Schritte machst. Der aufrechte Gang braucht die aufrechte Seele, eine religiöse Position die wir uns immer wieder erarbeiten müssen.“ Das Leben in der Hand zu haben, so die Referentin weiter, sei einer der großen Irrtümer: „Wenn die Organe ihr Schweigen brechen, haben sie vorher schon gesprochen. Wenn Organe sprechen und die Seele schweigt, öffnet sich eine Quelle, und die kann manchmal sehr vergiftet sein. Sie sind genetisch gesehen eine Überraschung. Und ich wünsche Ihnen in dieser Überraschung weiterhin viel Spaß.“ Ganz in diesem Sinne machte Annelie Keil im Laacher Forum Mut zum Abenteuer Leben, denn „Älter werden heißt neu werden.“

„Was vom Krieg übrig blieb – Über die Spätfolgen in Familienbeziehungen“ lautet das Thema am Montag, 1. Juni 2015, mit der Journalistin Sabine Bode. Tief sitzende Verunsicherungen könnten von den Kriegserlebnissen der Eltern und Großeltern stammen. Sabine Bode deckt in ihrer Arbeit auf, wie kindliche Kriegstraumata oft jahrzehntelang unbewusst und unentdeckt bleiben und sich erst im Alter mit seinen zusätzlichen Belastungen offenbaren.
Den Abschluss des Laacher Forums im Frühling 2015 bildet Dr. Ahmad Milad Karimi, der am Donnerstag, 11. Juni 2015, um 20:00 Uhr im Klosterforum Maria Laach über die „Die faszinierende Welt des Korans“ sprechen wird.

Bericht: E.T. Müller, Medienbüro Burgbrohl


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