Pflanzen-Service (Laacher Kräuterblätter)

Fenchel

Laacher Kräuterblätter Doldenblütler

Beim Wort Fenchel fällt wohl jedem spontan etwas anderes ein: Der Mutter wahrscheinlich der Milchbildungstee; jemandem, der auf natürliche Heilmittel vertraut, die Wirkung als Magentee und dem Gourmet ein raffiniertes Fenchelgericht.

Im Zander – dem Nachschlagewerk für Pflanzennamen – wird unter der Gattung Foeniculum (der botanische Name des Fenchel) lediglich eine Art geführt: vulgare (= einfach, gewöhnlich). Ein Trugschluss – denn zum einem ist der Fenchel gar nicht so einfach und gewöhnlich und zum anderen unterteilen die Botaniker z. Zt. zwei Subspezies und drei Varietäten. Auch über den Umstand, ob die Pflanze nun zwei- oder mehrjährig ist, sind sich die Wissenschaftler noch uneinig – und das, obwohl er schon lange in Kultur ist.

Der Fenchel gehört zu den Doldenblütern aus der Familie der Apiaceae. Er stammt aus dem Mittelmeerraum und Kleinasien. Angebaut wird er u. a. als Rohstoff für ätherisches Öl – inzwischen auch in China, Japan, Neuseeland sowie Nord- u. Südamerika.

Unterschieden werden kann hier zwischen

  • Pfeffer-Fenchel (F. vulgare piperitum)
  • Gemüse-Fenchel (F. vulgare var. azoricum)
  • Süßer Fenchel (F. vulgare dulce)
  • Bitterer Fenchel (F. vulgare ssp. var. vulgare)

Wir wollen uns hier mit letzterem Typ beschäftigen.

Geschichte

Der Fenchel gehört zu den historischen Kräutern und wurde bereits auf alten ägyptischen Papyrus-Dokumenten erwähnt. Bei den antiken Römern und Griechen wurde er ebenfalls eingesetzt: Der römische Gelehrte Plinius der Ältere (23 – 79 n. Chr.) – ein Vertrauter der römischen Kaiser Vespasian und Titus – beobachtete, dass Schlangen nach der Häutung viel Fenchel fraßen. Er folgerte daraus, dass sie auf diese Weise ihre Augen schärfen – und tatsächlich wird in der Erfahrungsheilkunde Fenchel als Augenwasser bei Sehstörungen eingesetzt.

Kaiser Karl der Große ließ ihn um 812 in seine Landgüterverordnung Capitulare de villis in die Liste der wichtigen Kulturpflanzen aufnehmen. Und er gehörte auch zu den Lieblingskräutern der heilkundigen Hildegard von Bingen.
Der Benediktiner-Abt Walahfrid Strabo von der Insel Reichenau widmete im 9. Jahrhundert in seinem historischen Kräuter-Standardwerk „Hortulus“ dem Fenchel folgende Zeilen:

„Nuetzen soll er den Augen, wenn sie Schatten trügend befallen, und sein Samen, mit Milch einer Ziege getrunken, lockere, so sagt man, die Blähung des Magens und fördere lösend den zaudernden Gang der lange verstopfte Verdauung. Ferner vertreibt die Wurzel des Fenchels … den keuchenden Husten.“

Verwendung

Wissenschaftlich belegt ist die Anwendung bei Katarrhen der oberen Atemwege und bei Verdauungsproblemen. Mütter wissen dies besonders bei Neugeborenen zu schätzen, zum einen als Teeaufguss zur Milchbildung, aber auch für das Baby selber – entweder ebenfalls als Tee gegen Blähungen („Drei-Monats-Koliken“) oder auch in der Verwendung als Öl zur Massage oder als Badezusatz. Dabei sollte aber beachtet werden, dass dieses Öl hochkonzentriert ist und bei zu hoher Anwendungsdosis zu Hautreizungen – besonders bei Neugeborenen – führen kann. Deshalb sollte bei Ihnen niemals reines Fenchelöl verwendet werden. Entweder in Mischungen und mit einem Basisöl verdünnt – einige wenige Tropfen reichen völlig! Fenchel-Öl hat auch eine keimtötende Wirkung.

Das Öl der Fenchelfrüchte (die Samenstände) hat einen sehr hohen Gehalt an Anethol (bis zu 70%). Allerdings ist dieser Wirkstoff beim „Bitteren Fenchel“ (F. vulgare ssp. var. vulgare) niedriger – dort ist das bitter schmeckende Fenchon stärker vertreten. Weitere wirksame Inhaltsstoffe sind Flavonoide und Sterole und das Estragol. Letzteres steht im Verdacht, das Erbgut schädigen zu können. Allerdings haben sich die erhitzten Gemüter wieder schnell abgekühlt, es spricht weiterhin nichts gegen die Verwendung des Fenchels, wenn man sich an die Höchstmengen hält.

Pflanzenbeschreibung

Foeniculum vulgare

Foeniculum vulgare atropurpureum

Der Fenchel gehört zu den Doldengewächsen (Apiaceae). Das Erscheínungsbild dieser Familie entpuppt schnell ein paar weitere Mitglieder der Familie:

  • Anis (Pimpinella anisum)
  • Kümmel (Carum carvi)
  • Dill (Anethum graveolens)

Das kann dann schon mal zu Verwechslungen führen. Sie haben auch teilweise dieselben Inhaltsstoffe und Indikationen, wirken aber verschieden stark. Während Fenchel und Kümmel zweijährig sind (und sich in unseren Breitengraden immer wieder selbst aussäen können), sind Anis und Dill nur einjährig.

Die Blütezeit ist Juli bis September. Die Früchte, die in den Dolden heranreifen, sind braun, halbmondförmig und gerippt. Von Zeit zu Zeit sollte man die Dolden vorsichtig nach reifen Früchten (Samen) absuchen und vorsichtig (z. B. über ein Tuch oder in eine Schüssel) abschütteln. Falls der Fenchel im Freien nicht mehr genügend ausreift, können die Dolden mit den Fruchtansätzen geschnitten und anschließend zu Sträußen gebündelt im Haus getrocknet werden. Die Früchte in einem verschlossenen Glas lagern.

Der Fenchel kann bis zu 2 m hoch werden und hat dabei einen eher schlanken Wuchs. Er liebt einen sonnigen (oder zumindest halbschattigen) und warmen Standort. Der Boden sollte kalkhaltig und nährstoffreich sein. Staunässe verträgt er ebenso wenig wie ständige Trockenheit. Der Fenchel ist eine Staude, stirbt also im Herbst oberirdisch ab und treibt im Frühjahr wieder neu aus.

Wenn man einen Teil der Früchte nicht erntet, ist es auch gut möglich, dass er sich selbst aussät. Das fein gefiederte Laub kann frisch sehr gut für Soßen und Salate verwenden.

Beim Bronzefenchel Foeniculum vulgare dulce “Atropurpureum“ ist das Laub rötlich-braun und so für den Kräutergarten schon optisch eine Bereicherung. Das Wachstum ist bei dieser Art nicht ganz so stark, aber in Anwendung, Pflege und Winterhärte unterscheidet er sich nicht vom grünlaubigen Fenchel.

Teezubereitung

Für den Tee wird – im Gegensatz zum Öl – der bittere Fenchel verwendet. In ihm ist die Konzentration für ein destilliertes Öl zu hoch, aber für einen Tee ideal. Dazu sollte man pro Tasse 1 TL Fenchelfrüchte (auch oft als Samen bezeichnet) in einem Mörser zerstoßen/zerdrücken. Mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Süßen kann man ihn wahlweise mit Honig oder Süßkrautblätter.

Bei Erkrankungen der Atemwege sollte man – über den Tag verteilt – 2 bis 5 Tassen (möglichst heiß) trinken. Hier ist auch der Einsatz von Fenchelhonig sinnvoll. Bei Verdauungsproblemen sollte man mehrmals täglich 1-2 Tassen trinken.

Die Tageshöchstdosis von 5-7 g Früchten (oder wahlweise 10-20 g Fenchelhonig) sollte allerdings nicht überschritten werden. Auch sollte daran gedacht werden, dass dies nicht über einen längeren Zeitraum angewendet wird. Denn zum einen handelt es sich um Medizin und zum anderen ruft das Fenchelaroma heute noch bei vielen Erwachsenen negative Kindheitserinnerungen hervor – warum auch immer.


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