Pflanzen-Service (Laacher Kräuterblätter)

Wermut

Laacher Kräuterblätter Korbblütler

Einen gewissen – legendären, aber auch negativ behafteten – Ruf unter den Artemisia-Arten hat der Wermut (Artemisia absinthium). Auch er gilt spätestens seit dem Mittelalter in der Klostermedizin als Klassiker. Aber bereits in der Antike hatte er als Universalheilmittel seinen festen Platz.

Wissenswertes

Dabei gehen die Indikationen der Antike und des Mittelalters für den Wermut weit über die allgemein für Artemisia-Arten bekannten Anwendungsgebiete hinaus. So finden wir Hinweise auf die Behandlung von Kopf- und Zahnschmerzen, Mittelohrentzündung bis hin zur Gelbsucht. Wermut war auch ein Bestandteil der Kräutermütze, die bei Schlafstörungen helfen sollte.

Eine weitere interessante Verwendung fand der Wermut im Mittelalter: Man mischte Wermutsaft mit in die Tinte, um Schriftstücke vor Mäusefraß zu schützen.

In der Klosterheilkunde finden wir den Wermut als Absinthium bereits bei Walahfrid Strabo. In seinem „Hortulus“ aus dem 9. Jahrhundert besingt er ihn mit folgenden Worten:

„Brennenden Durst zu bezwingen und Fieberglut zu vertreiben – diese Wirkung durch rühmliche Kraft kennt man lang aus Erfahrung. Auch wenn plötzlich der Kopf dir hämmert … wende an ihn dich um Hilfe und koche des laubigen Wermuts bitteres Grün, gieße damit den höchsten Scheitel des Hauptes. Eher noch zahlreiche Stunden im Laufe der Zeit verrinnen, wirst du dieses Mittel bewundern.“

Im Mittelalter galt der Wermut als die „Mutter der Kräuter“ und auch Hildegard von Bingen beschreibt ihn ausführlich. Sie führt zwar auch die typischen Indikationen der Artemisia-Arten der Antike und des Mittelalters auf, wie z. B. auch die appetitanregende, verdauungsfördernde, blähungs- und harntreibende sowie menstruationsfördernde Wirkung, aber sie hebt eher die äußeren Anwendungsbereiche hervor. Und das nicht ganz ohne Grund, denn der exklusive Mix aus ätherischen Ölen sowie Bitter- und Gerbstoffen hat auch eine gesundheitsschädigende Seite. Neben den Sesquiterpenlactonen wie z. B. dem namensgebenden Absinthin sind dies vor allem ätherische Öle, bei denen das Nervengift Beta-Thujon (eine relativ toxische Variante) bis 80% ausmacht.

Die Tageshöchstdosis für Wermut z. B. in Form von Tee wird bereits mit ca. 3 g erreicht! Eine längerfristige Einnahme (mehr als vier Wochen) kann zu Vergiftungserscheinungen wie Benommenheit, Erbrechen, Magenkrämpfen und Kopfschmerzen führen.

Pflanzenbeschreibung

Der Wermut (auch Bitterer Beifuß genannt) gehört zur Familie der Asterngewächse (ehem. Korbblütler) und ist genau wie der Beifuß in Europa, dem nördlichen Asien, aber auch Nordafrika zuhause. Man findet ihn – im Gegensatz zum Beifuß – in eher trockenen Gegenden mit mageren Böden und auch an Felshängen. Deswegen ist er wild bei uns nicht so weit verbreitet wie der Beifuß.

Der Habitus des Wermut ist dem des Beifuß auch sehr ähnlich: Es sind horstbildende Halbsträucher, die bis zu 1,50 m hoch werden können. Bei aller äußeren Ähnlichkeit gibt es zwischen den beiden Artemisia-Arten doch auch ein paar Unterscheidungsmerkmale, vor allem beim Blattwerk. Während beim Beifuß die Blätter auf der Oberseite dunkelgrün sind, ist das Laub des Wermuts eher silbergrau und auch feiner gefiedert. Die Blüten, die von Juli bis Oktober erscheinen, sind klein, kugelförmig und gelblich-grün. Sie sind – typisch für diese Arten – in lockeren Rispen an den Triebenden angeordnet.

Verwendung

Der Wermut verströmt allein beim Kontakt mit der Pflanze einen stark aromatischen (leicht süßlich- bitteren) Duft. Er ist intensiver – aber auch bitterer – als beim Beifuß. Aufgrund des hohen und – je nach Herkunft – stark schwankenden Thujon-Gehaltes findet Wermut als Alkohol-Auszug in der Medizin kaum bis gar keine Verwendung mehr. Allerdings ist er Namensgeber und (neben Anis, Fenchel, Zitronenmelisse und anderen Kräutern) Bestandteil des Kräuterlikörs „Absinth“, der im 19. Jahrhundert besonders als Modedroge bei Künstlern wie Oscar Wilde und Vincent van Gogh verheerende Schäden verursacht hat. Er führte zu Übererregbarkeit, Halluzinationen und konnte körperlich und seelisch abhängig machen. Das Nervengift Thujon hat dabei auch einen sehr hohen Anteil bei der Zersetzung des Gehirnes. Über Jahrzehnte war das „Gebräu“ verboten, ist aber seit ein paar Jahren – in abgeschwächter Form – wieder zu bekommen. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die Menge das Gift ausmacht … und das Gift sammelt sich über einen Zeitraum im Körper an. Das Potenzial des Wermut, abhängig zu machen und dadurch sich den Verstand „wegzusaufen“, ist deshalb wörtlich zu nehmen.

Nichtsdestotrotz bleibt die hervorragende Wirkung des Wermut bei Magen- und Verdauungsproblemen, die er der besonderen Mischung an Inhaltsstoffen verdankt. Wer sich mit – frischen oder getrockneten – Wermutblättern aus dem Garten versorgen will, sollte sich aber aus den oben genannten Gründen an die empfohlenen Indikationen und Höchstmengen halten.

Im Handel werden neben fertigen Tees auch (Alkohol-)Auszüge und Tinkturen angeboten, auch hierbei sollte man sich an die Empfehlungen der Hersteller halten. Produkte, die (wegen ihrem relativ hohen Thujon-Gehalt) nur zur äußeren Anwendung verwendet werden sollten, können bei innerer Einnahme gesundheitsschädigende Wirkung haben. Bei der Einnahme von selbst erzeugtem Kräuterbitter mit Wermut sollte sowieso in kleinen Dosen genossen werden.

Auch im Garten hat der Wermut eine Sonderstellung – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn zum einen kann er zum Wuchern tendieren und zum anderen verträgt er sich nicht mit allen Gartenpflanzen. Ideal steht er bei Johannisbeeren, er verhindert bei ihnen Pilzerkrankungen wie Rost. Wermuttee kann auch gut als Mittel gegen Blattläuse eingesetzt werden.


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