Pflanzen-Service (Laacher Kräuterblätter)

Ysop

Laacher Kräuterblätter Lippenblütler

Der Ysop (Hyssopus officinalis), der auch unter den Namen „Josefskraut“ oder „Bienenkraut“ bekannt ist, fristet in unseren Breitengraden immer noch ein gewisses Schattendasein – und dies eigentlich zu Unrecht. Wie so viele Kräuter stammt er aus der Familie der Lippenblütler- bzw. Taubnesselgewächse (Lamiaceae) und ist ursprünglich im östlichen Mittelmeerraum bis in den Vorderen Orient hinein beheimatet.

Wissenswertes

Die Herkunft des Namens Ysop liegt sehr wahrscheinlich im Althebräischen (esob) oder Arabischen (azzof = heilige Pflanze). Bei dem althebräischen Wort handelt es sich aber evtl. auch um eine dort heimische Majoran-Art.

Im Neuen Testament, Johannes-Evangelium 19, 29, wird bei Christi Kreuzigung ein in Essig getränkter Schwamm auf einen Ysopzweig gesteckt und Jesus zum Trinken gegeben. Auch wurden Ysop-Zweige früher als Sprengwedel für Weihwasser benutzt. Ob dies allerdings die Gründe dafür sind, dass er in Frankreich auch „herbe sacré“ = heiliges Kraut genannt wird, ist offen.

In den alten Kulturen wurde der Ysop als Heil- und Gewürzpflanze geschätzt. Er breitete sich sogar über Südrussland und das Altai-Gebirge bis weit in den asiatischen Raum aus. In Lamaklöstern wurden Ysop-Sträuße aufgehängt, um Krankheiten zu vertreiben. Vermutlich brachten Mönche ihn im 9. Jahrhundert von den italienischen Mutterklöstern über die Alpen auch in unsere Regionen.

Seltsamerweise wird der Ysop aber in keiner der alten Schriften der Klosterheilkunde erwähnt. Lediglich Tabernaemontanus (1522-1590), ein deutscher Botaniker und Mediziner, hatte bereits einige Hinweise u. a. in seinem „New Kreuterbuch“ von 1588:
„Von dem Ysop wird auch gar ein nutzlicher guter Wein bereitet/…und tauget dieser Wein sonderlich den Alten/ dann erwärmte alle innerlichen Glieder …“
weiter schreibt er:
„Ysopwasser im Mund gehalten/ vertreibet das Zahnwehe/ so von Kälte verursacht wird“

Kompressen mit Ysop wurden zur Stärkung für müde Augen eingesetzt. Und fromme Bäuerinnen hatten früher einen aromatischen Ysopzweig ins Gebetsbuch gelegt, um in der Messe „frisch“ zu bleiben.

Tatsächlich wurde Ysop lediglich in der sogenannten Volksmedizin bzw. Erfahrungsheilkunde genutzt. Für die gleichen Indikationen wie der Salbei.

Verwendung

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass die Zusammensetzung der ätherischen Öle (deren Anteil zudem mit max. 0,9% sehr gering ist) zwar sehr an Salbei und auch Rosmarin erinnert, aber doch nicht so wirksam wie bei eben jenen Kräutern ist. Es überwiegen die Gerb- und Bitterstoffe. Allerdings ist der Gehalt an Vitamin C wohl relativ hoch und wird bei frischen Pflanzen mit ca. 200 mg/100 g angegeben. Als Heilpflanze ist sie aber wohl in Vergessenheit geraten.

Trotz der Tatsache, dass dem Ysop als Heilkraut wissenschaftlich keine Wirkung nachgewiesen wurde, hat es doch einige Vorzüge. Er wirkt appetitanregend, hat eine blutreinigende Wirkung und lindert auch Atemwegserkrankungen sowie Zahnschmerzen.
Durch sein feinherbes Aroma dürfte er besonders Kindern in einer Hustentee-Mischung in Verbindung mit Honig schmecken. Allerdings sollte der Anteil von Ysop bei diesen Mischungen nicht über 5% liegen. Auch sollte Ysop – ähnlich dem Salbei – nicht über einen längeren Zeitraum und in hohen Dosen verwendet werden.

Für die Kräuterküche hat der Ysop einen sehr hohen Stellenwert, denn er ist mannigfaltig einsetzbar. Sein feinherbes Aroma eignet sich gut als Ergänzung für Kräutersaucen, und kann hervorragend für Ragouts, Pasteten und Fischgerichte verwendet werden. Eine Bereicherung ist er bei Kalbs- und Lammbraten sowie Geflügel. Auch in Eintöpfen, Omlettes, Kuchen und Salaten kann er gut zur Wirkung kommen. Wie man sieht, ist der Ysop in der Küche wirklich fast universell einsetzbar. In Frankreich gehört – je nach Region – Ysop auch zum „Bouquet Garni“ (einem Kräutersträußchen zum Würzen in der regionalen Küche).

Verwendet werden kann der Ysop entweder frisch, tiefgefroren oder konserviert in Essig, Öl oder Wein. Getrocknet verliert er sein Aroma fast vollständig. Geerntet werden können die Blätter laufend, das stärkste Aroma hat er allerdings in der Blütezeit, die Blüten können dann mit verwertet werden. Sie schmecken nicht nur, sondern sind – zum Beispiel in einer Bowle – ein Augenschmaus. Gerade als Likördroge Oleum Hyssopi ist Ysop bei den Produzenten von Kräuterlikören sehr begehrt, z. B. beim „Chartreuse“. Für selbst angesetzte Kräuteröle, -essig und -weine ist er deshalb auch sehr gut geeignet.

Pflanzenbeschreibung

Aber auch als Gartenpflanze ist er ein kleines Juwel. Er wird bis ca. 40-50 cm hoch und eignet sich sehr gut zur Beeteinfassung oder für eine Dufthecke. Seine blau-violetten Blüten sind nicht nur für uns Menschen eine Augenweide, sondern auch für Bienen! Der Ysop kann bis in den November blühen.

Die Pflanze ist in ihrer Heimat ursprünglich ein Halbstrauch. Kann bei uns allerdings jährlich zurückfrieren und als Staude im Frühjahr wieder neu austreiben. Generell ist er bei uns winterhart, allerdings sollte er bei rauem Klima (z. B. in den Höhenlagen der Mittelgebirge) Winterschutz bekommen. Er liebt – wie seine Verwandtschaft und Herkunft vermuten lässt – einen sonnigen, warmen Platz und bevorzugt einen eher trockenen und kalkhaltigen Boden.

Ihm werden im Garten auch eine schädlingsabwehrende bzw. –bekämpfende Wirkung nachgesagt.

Zur Gattung Hysoppus gehört lediglich die Art officinalis, allerdings gibt es hier noch die Unterart „Alba“. Sie blüht weiß, ist aber ansonsten mit der blau blühenden Art identisch und kann wie diese eingesetzt werden.

Weitere Pflanzen, die den Namen Ysop beinhalten (z.B. Anis-Ysop), gehören zu anderen Gattungen.


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