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6. Dezember 2022 / Neuigkeiten

Auf dem Weg der Geschichte

Der Zeitraum, den wir betrachten, bezieht sich auf das „neue“ Maria Laach. Maria Laach nannten erst die Jesuiten unser Kloster, die hier nach der Säkularisation zehn Jahre lang wirkten (1863-1872). Vorher war die Bezeichnung Abbatia Sanctae Mariae de lacu, Abtei der heiligen Maria am See, oder einfach Abbatia lacensis, Abtei am See. Nachdem die Väter der Gesellschaft Jesu im sog. Kulturkampf diesen Standort wieder aufgeben mussten, übernahmen die Benediktiner der Erzabtei Beuron am 25. November 1892 wieder das Kloster. Seitdem – und das ist durchaus etwas Besonderes – wirken hier durchgehend auch Künstlermönche. Die Geschichte des neuen Laach ist also auch eine „Kunst-Geschichte“. Um es an Namen festzumachen: Die ersten Künstler im neuen Laach waren Bruder Gottfried Westhoff, der aus Beuron kommend im Beuroner Stil malte, und der Architekt Pater Ludger Rincklake, der hier natürlich ein ausgedehntes Betätigungsfeld vorfand und dessen Wirken man überall wahrnehmen kann. Sodann ist Br. Reinhold Teutenberg zu nennen, seines Zeichens Bildhauer. Aus seinen Händen gingen etwa die Madonna mit Jesuskind, der sog. Hausaltar, und die Figur der hl. Benedikt im Kreuzgang hervor. Br. Reinhold begründete, wenn man so will, eine kleine Bildhauerdynastie; sein Neffe war Herr Alfons Biermann, der dann die Bildhauerei in Maria Laach übernahm und prägend, auch durch Ausbildung junger Menschen und seines Sohnes, hier wirkte. Ihm folgte sein Sohn Hans-Gerd Biermann nach, in dessen Wirkungszeit das 2. Vatikanische Konzil mit der Liturgiereform fiel, eine Herausforderung besonders auch für die Bildhauerei in Laach, der sich Herr Biermann erfolgreich stellte. Leider fand mit seinem Ausscheiden in den Ruhestand dieser Künstlerzweig bei uns allmählich sein Ende.

Das sind die Anfänge künstlerischen Schaffens in Maria Laach. Sie dokumentieren etwas Wichtiges: Kunst im Hinblick auf Gott sowie die enge Verbindung von Kunst und Liturgie, gemäß den Impulsen, die der Abt Ildefons Herwegen der Kommunität gegeben hatte. Nicht von ungefähr nannte man den Klosterverlag, der 1950 als Buch- und Kunstverlag begründet wurde, ars liturgica. P. Theodor Bogler und später P. Drutmar Cremer haben hier maßgeblich, zukunftsträchtig und für das Ganze verdienstvoll gewirkt und gestaltet.

Etwas durchaus Besonderes und auch uns zu Dank Verpflichtendes ist die Tatsache, dass über den Zeitraum von 1892 bis heute 2022, also über immerhin 130 Jahre, Mönche hier als Künstler tätig waren und sind; gegenwärtig drei: Br. Lukas Ruegenberg, Br. Joseph Belling und Br. Stephan Offermann. Darin mag sich auch, bei aller Eigenständigkeit der Genannten, Aufnahme von Gegebenem, Weitergabe und Fruchtbarkeit ausdrücken.

Auf dem Weg der Wahrnehmung und des Schauens

Das Schönste und Erhabenste, das Maria Laach an Kunst zu bieten hat, ist natürlich die romanische Abteikirche, erbaut zur Ehre Gottes und zur Freude unzähliger Menschen. Wir können nicht dankbar genug sein, dass sie die Zeitläufte nahezu unverändert überdauert hat. Sie fordert heraus und setzt Maßstäbe im Hinblick auf das, was in ihrer Nähe und erst recht in ihrem Inneren bestehen darf.

Nähert man sich dem Kloster von Südosten, also von der Stadt Mendig her, so kommt man zunächst an dem wuchtigen Gebäude der Laacher Mühle vorbei. Man muss den Blick erheben, dann sieht man oben am Basaltmauerwerk die Skulpturen der Gottesmutter Maria und der hl. Katharina, der Patronin der Müller, die Br. Tutilo Haas geschaffen hat 1. Fährt man weiter, so erblickt man rechter Hand auf dem kleinen Parkplatz das sog. Erntekreuz 2, das von Herrn Alfons Biermann stammt, der die Laacher Bildhauerei lange leitete. Die Erntegarben, die dem Kreuz gestalterisch beigegeben sind und die ihm den Namen geben, erinnern an die Arbeit auf dem Feld; vor allem aber weisen sie auf die Fruchtbarkeit des Kreuzestodes Jesu Christi hin. Folgt man dem Weg weiter ostwärts, so stößt man auf einen Bildstock mit einem Marienbildnis, ein gemeinsames Werk: der Bildstock aus Basalt ist alten Vorbildern nachempfunden („Schöpflöffel“), das Bildnis stammt von Sr. Christophora/Eibingen und Br. Joseph, das Gitter aus unserer Kunstschmiede 2a. Ein Stück weiter auf der Landstraße, wo der Weg zur Obstplantage abbiegt, steht das „Josefsbildchen“ 3, dessen Umfeld kürzlich auf Initiative unseres Freundeskreises neugestaltet wurde, ein Werk von Hans-Gerd Biermann. Auch hier finden sich die symbolischen Ähren. Früher stand an dieser Stelle ein von Jesuiten geschaffenes Josefsbild, in traditioneller Darstellungsweise: der Nährvater Josef mit seinem Pflegesohn Jesus auf dem Arm. Dem Jesuskind fehlte, aus welchen Gründen auch immer, der Kopf. Diesem unwürdigen Zustand wurde mit der Neugestaltung ein Ende bereitet. Hans-Gerd Biermann hat den hl. Josef vor Augen, wie er seinen Pflegesohn ins Leben geleitet.

Geht der aufmerksame Besucher nun den Weg zum Kloster weiter, so sieht er an der Wand der ehemaligen Klostergaststätte, des jetzigen Klosterladens, in dem Br. Stephan seine Produkte, auch künstlerischer Art, anbietet, das Relief von Johann W. von Goethe und des Freiherrn vom Stein 4, von Br. Tutilo 1931 gestaltet; Goethe und vom Stein besuchten Laach am 28. Juli 1815. Es lohnt sich, auch einen Blick in den Eingangsbereich des Klosterforums zu werfen. Da steht die von Br. Joseph geschaffene in Holz geschnitzte Figur des hl. Benedikt 5 und an der Wand hängt ein Ölgemälde von Br. Lukas mit dem Motiv der Abteikirche 6.

Nähert man sich der Kirche – auf dem mittleren Turm der Westfassade blinkt in der Sonne der von Br. Joseph entworfene Kirchturmhahn 7 –,so geht man am „Laacher Engel“ 8 vorüber, einem Werk des Künstlers Werner Franzen, das Ende der 1990ger Jahren hier Aufstellung fand; linker Hand steht die Skulptur „Prophet“ 9 von Hildegard Bienen; es ist P. Drutmar zu verdanken, dass beide Kunstwerke in Laach ihren Platz fanden.

Der Blick des Betrachters mag, ehe er sich endgültig der Kirche zuwendet, kurz den langestreckten Bau des Pforten- und Gastflügels streifen, an dessen Fassade die Gottesmutter Maria sowie die hl. Nikolaus und Benedikt von Br. Tutilo zu sehen sind 10. An der ersten Treppe zum Kirchplatz hinunter steht Christus der Gute Hirt 11, den gefallenen Mitbrüdern der beiden Kriege gewidmet, wie die Inschrift besagt, ebenfalls ein Werk von Br. Tutilo. An der Mauer dort – die Augen müssen etwas suchen – befindet sich eine Darstellung der hl. Edith Stein 12 von Br. Lukas. Sie erinnert an den 15. August 1933, als die Heilige das Patrozinium unseres Klosters mitfeierte, ehe sie dann in den Kölner Karmel eintrat. Die originellen Leuchten auf dem Kirchplatz wie schon auf dem Weg dorthin haben übrigens unsere Kunstschmiede anlässlich der Renovierung des Kirchenvorplatzes zum Jubiläum 2006 geschaffen.

Im „Paradies“, der Vorhalle der Kirche, fällt der erste Blick auf den Löwenbrunnen 13 – und bleibt auch eine Weile dort ruhen; denn was zu sehen ist, erfreut das Auge. Dieser Brunnen, 1928 von Br. Radbod und Br. Tutilo geschaffen, mag uns auch an unsere Taufe erinnern, durch die wir Gottes Kinder sind und an der Eucharistie teilhaben dürfen. Durch das rechte Bronzeportal – beide Portale hat Tutilo entworfen; die einzelnen Bronzegusselemente wurden in einer Kölner Kunstwerkstatt gefertigt und das Ganze dann von den Laacher Schlossern unter Leitung von Br. Sebastian montiert – betreten wir sodann das Heiligtum, zugleich das Juwel von Maria Laach. Man muss bedenken, dass infolge der Säkularisation 1802 das Innere der Kirche, vormals nach alten Zeugnissen künstlerisch reich ausgestattet, „leer“ und „arm“ war – wobei andererseits freilich die Architektur unbehindert zum Ausdruck kommen konnte. Heute begegnen wir hier, seit der Wiederbesiedlung des Klosters, in besonderer Weise dem künstlerischen Schaffen unserer eigenen Mitbrüder. Nach erster Orientierungssuche – man kommt von rechts und schaut zunächst ins Seitenschiff – wird der Betrachter angezogen vom großen Mosaik des Christus in der Hauptapside. Schon bald nachdem die Benediktinermönche wieder in Laach waren, widmete man sich bevorzugt der Ausstattung und Gestaltung der Kirche, in der ja täglich das Gotteslob gesungen wird. Kaiser Wilhelm II., der Maria Laach öfter mit seiner Gemahlin besuchte, regte die Ausschmückung der drei Apsiden an, ein Werk von Beuroner Mönchen (P. Andreas Göser), bei dessen Erstellung allerdings der junge Br. Notker Becker beteiligt war, der dann einer der namhaften Laacher Künstler werden sollte.

Schauen wir uns weiter um, Blickrichtung links. Von Br. Radbod stammt das große Mosaikbild des Erzengels Michael 14 am linken ersten Pfeiler; seiner künstlerischen Ausdruckskraft werden wir in der Kirche noch öfter begegnen. Am folgenden Pfeiler der linken Seite ist die Figur des hl. Benedikt 15 angebracht, die ebenfalls von Br. Radbod stammt. Am vierten Pfeiler schließlich hängt die Retabel für die Kreuzreliquie 16, wiederum Br. Radbods Werk. Normalerweise ist sie verschlossen, sodass man nur die schöne äußere Messingtreibarbeit betrachten kann. An Festtagen ist sie dagegen geöffnet und man sieht die in schlichtem Mosaik eindrucksvoll gehaltene Innenseite, in welcher sich das mit Edelmetall gefasste Kreuz befindet, an dessen Schnittstelle die Reliquie sichtbar ist. Auf der gegenüberliegenden Seite begegnen wir wieder Br. Radbods Schaffen, in der johanneischen Darstellung der Kreuzesszene 17, einer Messing-Treibarbeit: Aus der durchbohrten Seite Christi fließen Blut und Wasser, nach der theologischen Schau der Kirchenväter sind es die Sakramente der Kirche, welche Maria, Typos der Kirche, im Kelch auffängt. Rechts vom Kreuz ist der Soldat abgebildet, der den Lanzenstoß vollzog. Soweit Br. Radbods Schaffen in der Kirche; bleibt allerdings die Grabplatte des Abtes Ildefons Herwegen 18 zu erwähnen mit der Darstellung des Guten Hirten im nördlichen Querschiff, welche auch von Br. Radbod stammt; Messingrahmen und Umfriedung wurden in den Metallwerkstätten gefertigt. Am Pfeiler unterhalb des sog. Kreuzaltars hängt ein von Br. Lukas geschaffenes Bildnis der hl. Edith Stein 19, als Karmeliten-Nonne dargestellt mit dem Davidsstern auf der Brust. Die Eichentafel stammt aus der Klosterschreinerei, die Keramikfassung haben Sr. Christophora/St. Hildegard-Eibingen und Br. Joseph gestaltet, der Messingrahmen ist eine Arbeit unserer Kunstschmiede. Über der Tür, die zum Kreuzgang führt, sehen wir ein Mosaikbildnis der heiligen Apostel Petrus und Paulus 20 von P. Laurentius Goertz. Über dem Eingang zur Beichtkapelle die Darstellung der Heilung des Gelähmten 21 gemäß Lk 5,17-25 mit dem Bezug der Sündenvergebung („Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.“), eine Arbeit wiederum von Sr. Christophora unter Mitwirkung von Br. Joseph. Dem Wirken beider begegnen wir dann nochmals im Bildnis von Benedikt und Scholastika 22 über der Tür im nördlichen Seitenschiff und im österlichen Leuchter 23 vor der schon genannten Kreuzretabel. Nicht vergessen sei die Fertigung der Chorstallen und der Bänke mit Schnitzereien von Br. Bernward 24.

Betreten wir den Kreuzgang, übrigens von P Ludger Rincklake in neoromanischem Stil gestaltet (bes. Erwähnung verdienen die Säulchen der Fenster, Basis und Kapitell je eigens gestaltet 25), wie alle Gemeinschaftsräume, so begegnen wir dort öfter Mosaikarbeiten von P. Laurentius, und zwar in den Türbogen 26. In der Sakristei hat Br. Notker 27 gewirkt und die Malerarbeiten der Beuroner Künstler dort ergänzt (Joseph und seine Brüder, Speisung der Israeliten mit Manna). Erwähnung verdienen hier durchaus die Schreinerarbeiten von Br. Hilarion König 28, die die Bezeichnung Kunsthandwerk durchaus rechtfertigen; desgleichen die Arbeiten der Laacher Schlosserei (sämtliche Türbeschläge 29 in erstaunlicher Vielfalt; beachtlich sind auch die Kleiderhalter 30 rechts und links des Haupteingangs zum Refektorium, hier ist Br. Arnold zu nennen). Die Ausmalung des Refektoriums (Apostelkommunion und Hirtenmotiv 31 gem. Psalm 23) ist wiederum das Werk Br. Radbods. Die Täfelung, Sitze und Lesekanzel 32 hier wie auch im Kapitelsaal sind Laacher Arbeiten (Br. Columban u.a,. nach Entwürfen von P. Ludger). Die Fenster des Kapitelsaals hat Br. Lukas entworfen; die Gemälde dort, Szenen der Benedikts-Vita 33, haben Beuroner Mitbrüder erstellt (P. Ephrem), an der südlichen Stirnwand haben unsere Mitbrüder sie mit Bezug auf unsere Hausgeschichte ergänzt 34; das Kreuz über dem Abtsstuhl 35 wurde nach dem Entwurf unseres Br. Lukas in unseren Kunstwerkstätten geschaffen; der Abtsstab 36 aus Holz mit Elfenbeinschnitzerei (Christus übergibt dem hl. Benedikt die Mönchsregel) ist aus den Händen von Br. Tutilo hervorgegangen.

Verlassen wir den Kreuzgang nach Osten hin – rechts außen neben der Tür eine Madonna mit Jesuskind 37 in Mosaik von Br. Notker, zum Dank für den Schutz in den Kriegsjahren – dann erblicken wir im Ostgarten die Madonnenstaute 38, die Br. Reinold zum Jubiläumsjahr des Marianischen Dogmas der Unbefleckten Empfängnis 1854-1954 geschaffen hat. Am Schwanenweiher stehen die Plastiken des wasserholenden Benedikt-Schülers Placidus 39 (Br. Tutilo) und ganz östlich des Apostels Petrus (Br. Tutilo). Im ehemaligen Ökonomiehof treffen wir auf eine Madonna mit Kind 40 von Br. Radbod, die ehemals im Hof des Klosters Helgoland bei Mayen stand und die die Schwestern uns bei Auflösung ihres Klosters übergaben. Weiter hinten rechts im Hof Ecke Bibliothek eine Darstellung der heiligen Agatha und Dorothea 41 in Hochrelief von Br. Tutilo; sie befand sich früher im ehem. Ausgang der östlichen Klausurmauer. Im Ökonomiehof oberhalb der ehem. Bullenställe ein Mosaikbild des hl. Josef 42. Im Gästegarten am Springbrunnen eine Sitzfigur des hl. Josef mit dem Jesuskind 43 von Br. Tutilo. Erwähnt seien doch die schön mit Motiven gestalteten Eichenholztüren 44 im Josefsflügel und zum Mitarbeiter-Speisesaal, Arbeiten aus der Klosterschreinerei.

Orientieren wir uns von hier aus weiter westlich, so erblicken wir am Akademieflügel die Darstellung der Verkündigung an Maria 45 von Br. Radbod. Außen an der Ostapsis der St. Nikolaus-Kirche befindet sich die große Kreuzigungsgruppe 46 mit Abt Ildefons zu Füßen, Einlösung eines Gelübdes des Abtes aus Dankbarkeit für die Verschonung des Klosters im 2. Weltkrieg, eine besonders schöne Arbeit von Br. Tutilo. Betreten wir das Innere von St. Nikolaus, so treffen wir dort auf Arbeiten von P. Laurentius 47: Malereien, Fenster, Altar und Altarschranke. Die Ausführung des Altars und der Kommunionband ist Br. Simeon 48 zu verdanken, Entwürfe von P. Ludger; die Tür des Tabernakels 49 fertigte Br. Eligius. Die Kirchenbänke 50 entstanden in der Klosterschreinerei unter Leitung von Br. Konrad. – Dies wäre ein Gesamtüberblick, welcher bei weitem nicht vollständig ist.

Fotos: Peter Schraa
Text: Benedikt Müntnich OSB

Tipp:

Der Vortrag kann als Weganleitung für eine eigene Wanderung zu den entsprechenden Stellen sein. Bitte haben Sie Verständnis, wenn die Bereiche innerhalb der Klausur nur im Zuge von offiziellen Führungen von Konventsmitgliedern zugänglich gemacht werden.


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