Rückschau

Glaubensgespräch auf hohem Niveau im Laacher Forum

27. Mai 2015 / Rückschau

Mit Pater Anselm Grün OSB, dem interreligiösen Theologen Bruder David Steindl-Rast OSB und dem Journalisten Johannes Kaup, ORF Wien, konnte die Buch- und Kunsthandlung Maria Laach drei hochkarätige und unterschiedliche Referenten gewinnen. Alle drei referierten aber nicht über ihr gemeinsames Buch „Das glauben wir – Spiritualität für unsere Zeit“. In einer zweistündigen Talkrunde führte Johannes Kaup die beiden Theologen zu den großen Themen der Religion, vom Widerspruch eines gnädigen Gottes und dem Leid in der Welt bis hin zur Frage, ob es überhaupt einen Gott gibt.

Johannes Kaup, der immer wieder in die Rolle eines Atheisten schlüpfte, provozierte gleich mit der ersten Frage, wie viele Atheisten in der Kirche sitzen. Für Anselm Grün ist es selbstverständlich, dass wir eine gläubige und eine ungläubige Seite in uns haben, und David Steindl-Rast nannte es unmöglich, die Frage nach Gott ganz zu beantworten: „Wir sind uns selbst Geheimnis. Wir sind ganz in Gott und Gott ist ganz in uns.“ Glauben bedeutet für Bruder David „Vertrauen“ und für Pater Anselm „Schauen“ der Schönheit.

Doch die moderne Gesellschaft tickt anders. In ihr, so Johannes Kaup, herrscht ein „Kosten-Nutzungs-Kalkül“, egal, ob es sich um Bildung, Arbeit oder sogar um Beziehung handelt. In der „Generation Ego“, so der Hörfunkjournalist, könne das „Ich“ zum Problem werden. Bruder David Steindl-Rast sieht diese Schwierigkeit, wenn das „Ego“ das „Selbst“ vergisst. Während das „Ich“ in der Zeit begrenzt und von den verschiedenen Rollen gekennzeichnet ist, verweilt das „Selbst“ immer im Jetzt. Dieses „Selbst“ aber ist über die Zeit erhaben und beschreibt die göttliche Einheit in mir. „Das eine ‚Selbst‘ ist das ‚Christus-Selbst‘“, führte der Benediktinerbruder im Laacher Forum aus. „Und so komme ich zum Geheimnis, das größer ist als ich selbst“, ergänzte Pater Grün, für den das „in Christus sein“ eine Befreiung bedeutet: „Wenn ich dieses Bild lebe, muss ich mich nicht mehr, muss ich niemandem mehr etwas beweisen.“

Bei aller Liebe und Gelassenheit nannte Johannes Kaup die Aufforderung, den Nächsten so sehr wie sich selbst zu lieben, eine Gefahr, „die tägliche Sorge um sich selbst zu diskreditieren“ und fragte: „Wie sehen Sie die Balance zwischen Selbst- und Nächstenliebe?“ Pater Anselm Grün warnte in diesem Zusammenhang vor der „Egoismus-Falle“. Auf der anderen Seite gelte es, bei „Liebe und Hingabe“ das Gleichgewicht zu wahren: „Wer nur nimmt, der verschluckt sich. Wer nur gibt, verausgabt sich. Wer viel gibt, der braucht auch viel.“ Nur Nächstenliebe übend werde man bitter und empfindlich. Und erklärend fügte Grün hinzu, dass die Bibelstelle aus dem Hebräischen richtig übersetzt, „Liebe Deinen Nächsten als Dich selbst“, einen anderen Sinn gibt. Damit löst sich für Bruder David das oft schwierige Unterfangen, wie weit man bei der Liebe auf sich selbst schauen müsse, schauen dürfe. „Es hat sich selbst getan“, sagten Helfer nach einem für sie selbst bedrohlichen, lebensrettenden Einsatz, führte David Steindl-Rast aus: „Wenn wir im Augenblick leben, sind wir mit dem anderen verbunden und es fließt.“

Dann führte der Trialog in die göttlichen Ge­heimnisse und Pater Anselm zeichnete die Linie vom Opfer Abrahams zum Opfer Christi, das die Welt veränderte: „Dass Christus selbst Opfer wurde hat die Sensibilität für die Opfer gestärkt.“ Dem schloss sich Bruder David an: „Mit dem Christentum hat sich die Perspektive verändert. Mehr Leute schauen jetzt mit den Augen der Leidenden.“ Diesen Aussagen setzte Johannes Kaup provozierend entgegen, Jesus sei für den Atheisten „als Idealist gescheitert.“ Bruder David Steindl-Rast: „Das kann man auch zugeben. Und dann hat es zu einer Weltreligion geführt.“ Pater Anselm Grün forderte noch eine andere Sicht­weise: „Reduziere ich Jesus auf einen politisch gescheiterten Menschen, distanziere ich mich von ihm und kann mich zurücklehnen. Wenn ich sage, er war Gottes Sohn, weiß ich noch nicht, was er ist. Er war Gottes Sohn ist eine Herausforderung, weil Gott selber zu mir spricht.“ In diesem Zusammenhang benannte Bruder David einen weiteren Aspekt: „Er ist Gottes Sohn, weil er Mensch ist. Wir sind alle dazu berufen. Jesus ist eben Christus selbst“, eine Tatsache, „die letztlich die ganze Menschheit durchstrahlen kann.“

Dabei müssen die beiden Theologen zugeben, dass auch sie Atheisten die Wahrheiten nur anbieten und nicht überzeugen können. Ein offenes theologisches Gespräch im Laacher Forum, das auch Dank der provokanten Fragen von Johannes Kaup die Zuhörer tiefer in die theologisch-philosophische Welt einführte. Nicht jedes Detail konnte umfassend verstanden oder erschöpfend erklärt werden. So lädt der Abend dazu ein, sich weiterhin mit den gestellten Fragen auseinanderzusetzen.

Bericht: E.T. Müller, Medienbüro Burgbrohl


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