Neuigkeiten

Betrachtung zu Ostern

17. April 2022 / Neuigkeiten

Evangelium Johannes 20,1-9 (1-31)

Das Evangelium vom Ostersonntag dieses Jahres Joh 20,1-9 ist der erste von insgesamt vier Ostererzählungen im Kap. 20 bei Johannes. Wir wollen versuchen, sie alle in den Blick zu nehmen; denn sie zeigen uns sehr schön den Weg in die Freude des österlichen Glaubens.

Wenn wir den ersten Abschnitt 20,1-9 auf uns wirken lassen – Maria Magdalena am leeren Grab, „als es noch dunkel war“, ihre Information der beiden Apostel Petrus und des Lieblingsjüngers –, dann ist da erst ganz verhalten Ostern. Den Durchbruch „Halleluja, Jesus lebt!“ gibt es noch nicht. Und das ist auch ganz verständlich, denn zu schrecklich war, was am Karfreitag geschehen war: der Tod Jesu am Kreuz. Schauen wir von da auf die Situation heute in Kirche und Welt, dann erkennen wir etwas ganz Ähnliches: eine total verunsicherte Jesusgemeinde, eine Kirche, die sich spürbar zurückhält und sich kaum traut, sich zu Wort zu melden; und eine Welt, die uns ängstigt: der Krieg in der Ukraine, die Not der Menschen dort – und die große Verunsicherung bei uns mit der Frage, was da vielleicht auf uns alle, die westliche Welt und darüber hinaus zukommen könnte? Wie sollen wir uns da freuen? Können wir uns an diesem Osterfest überhaupt freuen?

Die Erzählung geht weiter Joh 20,11-18: Jesus erscheint Maria von Magdala. Sie kommt nicht vom Grab los, während die beiden Jünger wieder weggegangen sind. Die Liebe hält sie dort fest – so wie Menschen, die einen lieben Verwandten oder Freund durch den Tod verloren haben, immer wieder auf den Friedhof gehen. Diese Liebe wird belohnt – wie wahre Treue immer belohnt wird –, denn plötzlich ist Jesus da: Jesus lebt! „Maria!“, sagt er, und „Rabbuni, mein Meister!“ antwortet sie. Es ist der Klang der Stimme Jesu, wie er ihren Namen ausspricht, dieser einzigartige Klang der Liebe. Kennen wir das, haben wir das schon einmal im Herzen gespürt – vielleicht sogar auf der tiefen Ebene des Glaubens, dass ER uns beim Namen nennt? Maria möchte IHN dann festhalten, sie möchte diese einzigartige Situation festhalten, aber ihr wird gezeigt, dass es um mehr geht als nur um das persönliche Glück von Einzelnen: Geh zu den Brüdern und Schwestern und sage ihnen diese gute Nachricht weiter: Der Herr lebt!

Im nächsten Abschnitt 20,19-23, „am Abend“, kommt Jesus dann zur Jüngergruppe. Trotz der Verkündigung der Maria von Magdala „Ich habe den Herrn gesehen“ kam noch keine Freude auf – „aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen“, so wird die Situation beschrieben. Die Freude kommt erst mit Jesus. Er muss sie bringen, er ist unsere Freude. Er bringt sie, indem er das Wort „Friede“ ausspricht und ihnen seine Wunden zeigt: „Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.“ Der Friede, den Jesus bringt, ist zuerst Verzeihung. Er macht keinen Vorwurf: Warum seid ihr alle geflohen und habt mich alleingelassen? Und du, Petrus, hast mich sogar verleugnet! Freuen kann ich mich, weil mir vergeben ist, alles Verkehrte, alles Falsche, alles Unwahre, aller Schein. Und dann zeigt Jesus, wie die Vergebung weitergehen muss. Wie der Herr uns vergibt, so sollen wir einander vergeben; wie er uns annimmt, so sollen wir einander annehmen, zueinander ja sagen. Jesus kommt und holt uns aus aller Verschlossenheit heraus, aus aller Abkapselung. Wie sehr brauchen wir als Kirche heute die Vergebung, die des Herrn und auch die gegenseitige! Es wird so viel von Schuld und Versagen gesprochen – und so wenig von Vergebung. Dabei leben wir alle gleichermaßen von Vergebung.

Und wieder geht die Erzählung weiter 20,24-29; da wird unser Blick auf Thoma gelenkt, „der nicht bei ihnen war, als Jesus kam“. Jesus kommt wieder, er gibt keinen auf. Er überwindet alle Widerstände („Wenn ich nicht …, glaube ich nicht“). Wie tut er das? Ganz persönlich, nur für diesen einen: Komm! Er ist der Jesus für Thomas – und der Jesus für mich. Bei beiden Begegnungen geht es um die Wunden: „Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite“, und: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel …“, und: „Streck deine Hand aus!“ Warum sind die Wunden so wichtig, wo das Leiden doch vorbei ist? Es gibt das schöne Osterlied von Friedrich Spee „Ist das der Leib, Herr Jesu Christ“ (GL 331), da heißt es in der zweiten Strophe: „Der Leib ist klar, klar wie Kristall, Rubinen gleich die Wunden all.“ Die Wunden bleiben, das ist so schön und tief bei unseren Osterbildern. Die Wunden Jesu bleiben und leuchten, solange es Menschenwunden gibt, Wunden, die der Krieg schlägt, Wunden der Seele, der Krankheit, des Hungers, jeder Not …

Dann wird das Kap. 20 bei Johannes, das Osterevangelium, abgeschlossen (20,30-31): Alles, was im Evangelium steht, wurde „aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“ Hier, so kann man getrost sagen, kommt die Kirche in den Blick, die Gemeinde des Herrn. Sie ist angeschlagen, mitgenommen durch die Ereignisse und durch die eigene Schuld. So war sie immer und wird sie immer sein, bis zum Ende, wenn ihr Herr endgültig kommt. Die Kirche ist arm, auch armselig, sündig, aber sie ist die Kirche Jesu Christi. Der Herr hat ihr seinen Frieden und seine Freude geschenkt, und so hat sie alles, was sie braucht. Nur wenn sie zu ihrem Arm-Sein steht und es nicht überspielt oder vertuscht, ist sie glaubwürdig. Das Evangelium zeigt, wie die Kirche gebraucht wird. Sie verkündet den Glauben, den Glauben an den Gott der Liebe, der erbarmenden, verzeihenden Liebe; darin ist sie selbst Expertin. Und sie kann zeigen: Durch diesen Glauben haben wir das LEBEN, das wahre, echte Leben, das Gott uns schenkt durch Jesus Christus, für jetzt und für ewig.

Text: Abt Benedikt / Bild: Bruder Lukas


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