Rückschau

„Deutschlands beliebtester Lehrer“ im Laacher Forum

15. Dezember 2015 / Rückschau

Auf Einladung der Buch- und Kunsthandlung Maria Laach machte „Deutschlands beliebtester Lehrer in Maria Laach“ Station. Robert Rauh betrachtet die ihm 2013 verliehene Auszeichnung mit Humor, stehen doch Tag für Tag viele Lehrer auch aggressiven, demotivierten Schülern gegenüber: „Der beliebteste oder beste Lehrer, das kann es nicht geben.“

Rauhs erste Stelle war seine Feuertaufe vor provozierenden Jugendlichen, die wegen Drogen von der Schule, von zu Hause rausgeflogen waren oder die Schule abgebrochen hatten, „alles Jugendliche, die sich als Loser sahen“, eine Mischung aus Pubertät, Resignation und Wut. Schüler Salko sollte es ihm besonders schwer machen: „In der ersten Unterrichtsstunde im August 1998 reichte ein kurzer Wortwechsel und wir standen uns wie zwei Kampfhähne gegenüber, der Schulabbrecher mit Migrationshintergrund und der deutsche Studienrat mit Einser-Examen.“ Nach zwei Wochen „zwischen Resignation und Wutausbruch“ machte Rauh seinen Frust zum Thema des Unterrichts und ließ die Schüler aufschreiben, welche Ziele sie mit ihrer Teilnahme verfolgen. Auch sie wollten den Realschulabschluss. Und Robert Rauh verblüffte die Übereinstimmung bei den Mitteln: „Die Jugendlichen hatten aufgeschrieben, dass sie eine intensive Unterstützung durch den Lehrer benötigen, dass Aufgabenstellungen mehrmals erklärt und sie bei einem Fehler nicht gleich als Loser betitelt werden wollen.“

Auch Rauh wollte Unterstützung geben, sie zum Realschulabschluss führen. Im Gegenzug forderte er regelmäßige Anwesenheit und Disziplin. Auch auf Salkos Wunsch nach „Unterstützung“, ihn jeden Morgen per Handy aus dem Bett zu klingeln, ging der junge Lehrer ein: „Und so klingelte ich fast ein Jahr lang Salko und mindestens drei andere Lehrgangsteilnehmer aus dem Bett. Ich wollte den Jugendlichen verdeutlichen, dass ich es ernst meinte, und dass ich sie ernst nahm. Es war noch nichts erreicht, aber es entspannte zum ersten Mal die Situation in der Klasse.“ Ihm wurde auch klar, dass er den gesamten Unterricht auf seine Schüler abstimmen musste. „In Unterricht begann ich nun zu erklären, warum ich was mache. Transparenz herzustellen gehört bis heute zu meinem grundlegenden Lehrverständnis.“ Auch gab er ihnen die Möglichkeit, zweimal ohne Hausaufgaben in den Unterricht zu kommen und ebenso, sich zweimal von der mündlichen Mitarbeit zu „befreien“, ohne dass ein Grund – Liebeskummer oder Ärger zu Hause – hätte genannt werden müssen. Die beiden „Joker“ ersparten Rauh abenteuerliche Ausreden der Schüler und er erreichte, dass sie immer am Unterricht teilnahmen, da unzureichende Vorbereitung nicht zu schlechten Noten führte. Mit den beiden „Jokern“ verbesserte sich das Klima. Robert Rauh: „Die wenigsten nehmen das Angebot überhaupt an. Es reicht vielen offenbar die Gewissheit, sie hätten im Notfall die Möglichkeit. Mit dieser Option signalisierte ich den Schülern, dass wir nicht gegeneinander kämpfen, sondern miteinander für ein gemeinsames Ziel.“

Ungewöhnlich auch, dass er den Schülern die Semesterpläne aushändigte und Kriterien für eine gute Note nannte. Beides gab den Schülern Orientierung, sodass sie sich besser auf ihre Klausuren vorbereiten konnten. Rauh fragte seine Schüler, wie sie lernen und erklärte ihnen, warum er was von ihnen verlange. Es war ein Perspektivenwechsel, der es dem jungen Lehrer ermöglichte, die Welt mit den Augen der Jugendlichen zu sehen. Dabei gelang es ihm, ein Vertrauensverhältnis zwischen Schülern und Lehrer aufzubauen: „Wir erreichen zusammen den optimalen Lernerfolg.“ Robert Rauh bedauerte es, dass am Ende nur acht der 17 Schüler den Abschluss schafften. Sein Rektor aber freute sich, hatte sich doch die Erfolgsquote seiner Einrichtung deutlich erhöht.

Robert Rauh gab bei seinem Vortrag in Maria Laach keine zu kopierenden Patenrezepte mit auf den Weg. Doch riet er Pädagogen zu einer „Beziehungskultur“: Schülern immer auf Augenhöhe begegnen, auf sie hören, zuhören können und immer authentisch sein.

Bericht: E.T. Müller, Medienbüro Burgbrohl


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