Rückschau

„Unvermeidlich glücklich – Eine Psychologie des Gelingens“

30. Dezember 2015 / Rückschau

„Unvermeidlich glücklich – Eine Psychologie des Gelingens“ lautete der Vortrag, zum dem die Buch- und Kunsthandlung Maria Laach den Mediziner, Psychiater, Psychotherapeuten und Theologen Dr. Manfred Lütz ins Laacher Forum eingeladen hatte. Und „Unvermeidlich glücklich“ zeigten sich auch die zahlreichen Zuhörer im vollbesetzten Klosterforum, denn der Referent führte humorvoll und mit Tiefgang durch diesen amüsanten Abend.

„Dass Sie alle hier aus dem Wald gekommen sind“, frotzelte er gleich zu Beginn sein Publikum, das ihn auch diesmal zu humoristischer Höchstform antrieb. Manfred Lütz will den zahlreichen Ratgebern zum Glücklich sein keinen weiteren hinzufügen: „Manches spricht sogar dafür, dass eine Gesellschaft umso unglücklicher ist, je mehr über das Glück geschrieben wird.“ Wer Liebe oder Glück zu definieren versucht, zerstört sie. Lütz entlehnt seine Erkenntnisse der Psychologie, Philosophie und Theologie und schlägt interdisziplinär einen Bogen von der Antike bis heute. Allein ein „positives Denken“ reiche nicht aus, denn menschlichen Grenzsituationen wie Krankheit, Trennung und Tod sind unvermeidlich. Zudem gebe es Menschen, die schon heute nicht glücklich sind, weil sie befürchteten, dass einem der Teppich unter den Füßen weggezogen wird. Und der Referent zitierte Platon, der die ständige Sorge um Gesundheit auch als eine Krankheit bezeichnete. Bei ständiger Sorge verpassen wir unsere Glücksmomente und nehmen diese erst im Nachhinein als solche wahr. Dabei wollen alle Menschen glücklich sein, stellte bereits Aristoteles fest.

„Glück“ sei etwas anderes als „Erfolg“. Und es meint auch nicht die materiellen Dinge, führte Manfred Lütz im Laacher Forum aus: „Erfolg ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass man ein gelungenes Leben hat.“ In diesem Sinne riet er auch seinen Töchtern: „Ich wünsche euch viel Glück im Leben, aber keinen Erfolg. Ihr sollt eure Fähigkeiten einsetzen. Ob ihr Erfolg habt, weiß der liebe Gott. Mozart und Kafka waren nicht erfolgreich. Und Columbus wusste bis zu seinem Tod nicht, dass er Amerika entdeckt hatte.“ Stalin sei auf seine Weise erfolgreich gewesen, aber glücklich? „Die Vorstellung von der Machbarkeit des Glücks macht unglücklich“, erklärte Manfred Lütz. Und er warnte davor, sich mit anderen zu vergleichen, da man dabei immer schlechter abschneide: „Eigentlich müssten wir eine glückliche Gesellschaft sein, doch die glücklichsten Menschen leben in Bangladesch. Möglicherweise betreiben wir in Deutschland viel Aufwand, unglücklich zu sein.“

Für den Psychotherapeuten hat Glück nichts mit einem „Egotrip“ zu tun, und es gehe auch nicht darum, Glücksgefühle zu evozieren, wie etwa Drogenabhängige meinen. Manfred Lütz: „Wenn Glück etwas Äußeres wäre, müssten Ochsen, die genug zu essen haben, glücklich werden. Glück auf Glücksgefühle zu reduzieren, ist Schwachsinn.“ Wichtig zur Erlangung des Glücks sei die „Muße“, erklärte der Referent ganz im Sinne Aristoteles: „Muße braucht man zum wahren Glück, also völlig zwecklos, aber höchst sinnvoll verbrachte, intensiv gelebte Zeit, in der man über die Welt und die Menschen nachdenkt.“ Aber es gibt auch Leiden, Schuld, Kampf und Tod.

In der christlichen Philosophie findet Dr. Lütz eine Antwort: „Der Mensch ist geschaffen, um glücklich zu werden, das ist ein Gedanke des Augustinus, der das Denken des ganzen Mittelalters beherrschen wird und der Dietrich Bonhoeffer im KZ aufrechterhalten hat. ‚Wer Gott sucht, hat einen gnädigen Gott, und jeder, der einen gnädigen Gott hat, ist glücklich. Glücklich ist also auch der, der sucht‘, schreibt Augustinus.“ An Gott gebunden, wird es möglich, noch im Leid Sinn zu erfahren. Und wer einen Sinn hat, kann noch im Leiden, selbst im Tod glücklich sein. Manfred Lütz: „Leiden ist unvermeidlich, und es zeigte sich, dass man im Leiden glücklich sein kann. Wenn das aber so ist, dann kann man tatsächlich unvermeidlich glücklich werden.“

Bericht: E.T. Müller, Medienbüro Burgbrohl


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