Predigten

Reliefbilder und Gedanken zum Pfingsthymnus Veni, creator spiritus.

27. Mai 2020 / Predigten

Bruder Stephan Oppermann hat dem Beten um den Heiligen Geist künstlerisch Ausdruck gegeben in sechs Reliefbildern zu den sechs Strophen des Liedes, die bei uns in Maria Laach im Stundengebet während der Pfingstoktav erklingen.
Von Abt. em. Benedikt Müntnich stammen die Gedanken zu jedem der Öl-auf-Gips-Reliefbilder. Die Meditationen wie auch die unterschiedliche Farbigkeit der Werke orientieren sich an den Textinhalten der einzelnen Strophen, in denen nach der einleitenden ersten Strophe um die charismatische Gegenwart des Heiligen Geistes gebeten wird. Eine ursprüngliche siebte Strophe beinhaltet die Anrede an die gesamte Trinität und ist durch eine Doxologie ersetzt worden.

Foto: Bruder Stephan Oppermann

2)
Der du der Tröster wirst genannt,
vom höchsten Gott ein Gnadenpfand,
du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut,
der Seele Salbung, höchstes Gut.

Mit dieser Strophe beginnt eine tiefere Meditation des Heiligen Geistes. Er wird mit verschiedenen Namen benannt, um seine Kraft und sein Wirken zu verstehen und auszukosten und mit ihm vertraut zu werden.
„Tröster“: eigentlich Paraklet, ein griechisches Wort, übersetzt etwa „der Herbeigerufene“. So nennt Jesus den Heiligen Geist vier Mal in den Abschiedsreden des Johannesevangeliums. Wir dürfen den Heiligen Geist anrufen und herbeirufen, wann immer wir ihn brauchen. Jesus versichert, dass er für uns da sein wird und uns helfen wird. In der frühen Zeit der Kirche bezog sich der Beistand des Heiligen Geistes auf die Situation der Verfolgung. Jesus hatte zu den Jüngern gesagt: Wenn ihr verfolgt werdet, „macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt! Der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen müsst“ (Lukas 12,11-12). Die christliche Religion ist derzeit die am meisten verfolgte und unterdrückte der ganzen Welt. Denken wir etwa an die koptischen Christen in Ägypten, aber auch an viele andere. Um den Heiligen Geist bitten, heißt für sie beten! Aber wir dürfen ruhig auch an unsere eigenen Sorgen und Nöte denken, etwa in Ehe, Partnerschaft und Familie, am Arbeitsplatz … Wir dürfen den Heiligen Geist in unser Herz rufen, damit er uns da tröstet. Und nicht zu vergessen: dass er uns zu Menschen macht, die andere wirklich trösten können. Der Trost, den wir empfangen, ist auch für die anderen bestimmt.
„Gnadenpfand“: Der Heilige Geist ist Geschenk Gottes an uns; in ihm gibt Gott sich selbst. Er ist die Liebe Gottes in unserem Herzen. Dass wir lieben können, verdanken wir dem Heiligen Geist. Wenn wir uns seinem Wirken öffnen, wird unser Leben wertvoll, es wird selber ein Geschenk für andere. Gnadenpfand bedeutet Unterpfand: Durch den Heiligen Geist gibt Gott uns die Verheißung des ewigen Lebens in seinem göttlichen Glück.
„Lebensbrunn“: Ein Bild, das wieder dem Johannesevangelium entnommen ist: „Wer Durst hat, komme zu mir und es trinke, wer an mich glaubt! Aus seinem Inneren werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Damit meinte er den Geist, den alle empfangen sollten, die an ihn glauben“ (Johannes 7,37-38). Der Geist Gottes ist in uns wie lebendiges Wasser, das all unseren Durst nach echtem Leben stillt und das Starre und Trockene in uns wieder lebendig macht.
„Licht, Liebe, Glut“: Das alles ist der Heilige Geist für uns. Er erleuchtet unser Leben; er ist unsere Liebe. Glut ist die höchste Steigerung der Liebe. Manchmal ahnen wir, was das bedeutet.
Was „Salbung der Seele“ bedeutet, zeigt uns der 1. Johannesbrief: „Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist“, und: „seine Salbung belehrt euch über alles“ (1 Joh 2,20.27). Wir können an unsere Taufe und Firmung denken, als wir mit Chrisam gesalbt wurden. Das ist ein äußeres Zeichen für einen inneren Vorgang. Der Heilige Geist belehrt uns über alles, was für unser Leben wichtig und gut ist. Durch die Salbung haben wir die Geistesgaben, die Charismen – Geschenke Gottes und Gaben, die wir einbringen sollen ins Zusammenleben, ins Leben der Kirche: organisatorische Begabungen und Talente, Dienste, die allen zugutekommen, und so vieles, was still und unbemerkt geschieht – aus Liebe.


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