Der Gründonnerstag führt uns ein in das Geheimnis Jesu und unserer Erlösung. Geheimnis meint, dass unser Verstand allein es nicht fassen kann – fassen kann es nur die Liebe. Und das Wort „lieben“ kommt in den Abschiedskapiteln des Johannesevangeliums ungefähr zwanzig Mal vor. Es gibt den alten Grundsatz: Gleiches wird nur durch Gleiches erkannt. Das heißt, nur wer liebt, versteht.
Es geht um ein zweifaches Geschehen. Da ist zunächst das Letzte Abendmahl. Jesus sagt darüber: „Voll Sehnsucht hat es mich danach verlangt, dieses Paschamahl mit euch zu halten.“ Jesu Leben läuft auf seinen Höhepunkt zu, auf seine Erfüllung, auf seine Stunde, wie er gesagt hat. Er nimmt Brot und Wein und spricht dazu: Das ist mein Leib; das ist mein Blut – das bin ich für euch: Hingabe. Hier ist der Beginn der Eucharistie, die das Vermächtnis Jesu ist. Vermächtnis meint Geschenk und Auftrag. Geschenk ist sie, weil durch sie der Herr ganz besonders in seiner Kirche anwesend ist – und in jeder und jedem einzelnen von uns; und weil sie uns zur Gemeinschaft macht. Auftrag ist sie, weil sie verlangt, dass wir uns hineinziehen lassen, dass auch unser Leben Hingabe füreinander wird. „Wer dies Geheimnis feiert, soll selber sein wie Brot; so lässt er sich verzehren von aller Menschennot.“ Und nie dürfen wir den anderen Aspekt des Auftrags Jesu vergessen: die Einheit aktiv zu suchen und sie täglich zu leben.
Das zweite ist die Fußwaschung. Sie ist eine Zeichenhandlung. Wenn Petrus spontan abwehrt: Niemals sollst DU mir die Füße waschen!, dann hat er das Zeichen, das Jesus setzt, instinktiv begriffen. Jesus sagt ja selber: „Ich, euer Herr und Meister, habe euch die Füße gewaschen.“ Es ist Gott, der sich vor uns in die Knie geht und uns dient, weil er uns so sehr liebt. Und – seine Liebe ist für die unsere der Maßstab. Jesus zeigt uns mit diesem Zeichen und dann durch sein Leiden, dass die Liebe die stärkste Kraft ist und dass sie allein alles kann …

Text: Abt Benedikt / Bild: Bruder Stephan