Neuigkeiten

Pfingsten 2022

5. Juni 2022 / Neuigkeiten

„Pfingsten“ kommt von dem griechischen Wort pentekosté, der 50. Tag nach Ostern. Ostern wird heute sozusagen vollendete; denn ohne den Heiligen Geist würde noch etwas ganz Entscheidendes fehlen. Der in Russland hochverehrte hl. Serafim von Sarov, ein Starez des 19. Jahrhunderts, sagte einmal, das Wichtigste für unser Christenleben sein die Erlangung des Hl. Geistes.

Kann man den Hl. Geist erlangen? Sicher nicht durch unser Machen und unsere Anstrengung. Der Hl. Geist ist die große Gabe Gottes, er ist Gnade; in ihm schenkt Gott uns seine göttliche Liebe, wie es der hl. Paulus sagt: „Der Hl. Geist ist die Liebe Gottes ausgegossen in unsere Herzen“ (vgl. Röm 5,5). So haben wir es in der Lesung aus der Apostelgeschichte gehört: der Geist kommt „in Zungen wie von Feuer“ und auf jeden und jede lässt sich eine nieder (Apg 2,3). Wir werden also heute beschenkt, wir sind von Gott Beschenkte, so müssen wir es sehen. Und dann geht es darum, sich vom Hl. Geist inspirieren zu lassen. Im Wort „inspirieren“ steckt ja „Spiritus“, der Hl. Geist. Aber wie sollen wir uns das vorstellen, diese Inspiration? Wir kennen alle, wenn nicht aus eigener Anschauung, so doch über Reproduktionen, das wunderbare Fresko von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle, das die Erschaffung des Adam darstellt. Da ist der ausgestreckte Finger Gottes, welcher den des Adam fast berührt. Dieses „fast“ ist genial, denn es deutet den Funken Gottes an, eben den Geist, der überspringt. So wird deutlich, dass der Geist es ist, „der lebendig macht“ (Credo). Wirklich lebendig sind wir Menschen nur durch den Finger Gottes, der uns anrührt. Bei der Erschaffung des Menschen, wie sie die Bibel erzählt, schenkt Gott dem Menschen ja seinen eigenen Atem. „So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen“, heißt es dann (Gen 2,7).

Also lässt uns erst der Hl. Geist wirklich echte Menschen sein, menschliche Menschen, könnten wir sagen. „Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn“, heißt es in der Pfingstsequenz. Dieses echte Menschsein können wir uns nicht schlicht genug vorstellen; der hl. Paulus beschreibt es im Galaterbrief: Liebe, Freude, Freundlichkeit, Güte, Treue … (vgl. Gal 5,22f), also all das, was uns miteinander gut auskommen und leben lässt; was wir dann auch in das Zusammenleben der Menschen, ob sie nun gläubig sind oder nicht, einbringen sollen.

Von etwas anderem spricht die 2. Lesung aus dem Römerbrief: „nicht vom Fleisch, sondern vom Geist bestimmt“ sollen wir leben (Röm 8,9). Da geht es um das, was wir den „Mehrwert des Lebens“ nennen können. Das echte Leben ist mehr als: essen, trinken, sich etwas leisten, sich vergnügen usw. Zum Leben gehört unbedingt „Geist“, der Hl. Geist, der uns auf die sozusagen höhere Ebene versetzt. Wir wissen, was das heißt, ein Leben des Geistes führen: der Liebe Gottes bei uns Raum geben, sich von ihr bestimmen lassen, sie betätigen.

Noch viel könnte man sagen, ich spreche nur noch eines an. In der Apostelgeschichte heißt es, dass die mit dem Hl. Geist Beschenkten „redeten, wie der Geist es ihnen eingab“ (Apg 2,4). Das ist die Verkündigung des Evangeliums, zu der wir als Getaufte alle berufen sind: „Gottes große Taten zu verkünden“ (Apg 2,11) und dabei auch das eigene Leben, sich selbst in Wort bringen, die eigene Erfahrung der herzlichen Liebe Gottes, seines Erbarmens, seiner Hilfe, seines Trostes. Unsere Welt braucht das, heute ganz besonders, denken wir an den Krieg in der Ukraine und all das Leid überall auf der Welt. Es geht dabei nicht bloß um Worte, das wäre entschieden zu wenig – es geht um unser Zeugnis, um unser geisterfülltes Leben.

Abt em. Benedikt


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