Neuigkeiten

Rede zur Ausstellungseröffnung, 8. Februar 2023

10. Februar 2023 / Neuigkeiten

Rede Ausstellungseröffnung, 8. Februar 2023 von Romani Rose,
Präsident der Sinti und Roma in Deutschland

Lieber Bruder Lukas,
lieber Abt Benedikt,
lieber Manfred Lautenschläger,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,

es ist mir eine besondere Ehre die Ausstellung mit den eindrücklichen Bildern meines lieben Freundes Bruder Lukas Ruegenberg zu eröffnen. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und einige Worte über ihn und sein beeindruckendes Engagement für die Roma in der Ostslowakei sagen.
Ich lernte Bruder Lukas im Jahr 2005 kennen, als er den Zentralrat und mich um Unterstützung für ein ambitioniertes Projekt im ostslowakischen Ort Sečovce, genauer in der Roma-Siedlung Habeš bat, wo viele Roma gezwungen sind, in bitterer Armut zu leben. Die Vision von Bruder Lukas und Abt Benedikt war, dort – gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern – eine Lernwerkstatt mit Schreinerei, Nähstube und Küche, sowie 10 moderne Wohneinheiten zu bauen, um ihre Lebensumstände nachhaltig zu verbessern.

Zur Unterstützung des Projekts stellte ich den Kontakt zwischen Bruder Lukas und Manfred Lautenschläger her, der als Kuratoriumsmitglied des Dokumentations- und Kulturzentrums unsere Arbeit seit vielen Jahren begleitet. Dank der finanziellen Unterstützung durch seine Stiftung konnte die Lernwerkstatt zügig fertig gestellt werden. Inzwischen gibt es dort außerdem ein neues Kommunikationszentrum, in dem mehrere Sozialarbeiter angestellt sind. Dieses Zentrum wurde mit Mitteln der Manfred-Lautenschläger-Stiftung errichtet. Auch hinweisen möchte ich auf das Kinderbuch „Djudju“, das Bruder Lukas geschrieben und illustriert hat und das mit Hilfe der Stiftung realisiert werden konnte. Es zeigt Ausschnitte aus dem Leben eines der Bewohner der Siedlung. Sie können eine Auswahl der Originalaquarelle in der Ausstellung bewundern.
Die Zugewandtheit und Freundlichkeit, die Bruder Lukas und Abt Benedikt den Roma in Habeš haben zukommen lassen, kann man in den Bildern erkennen, die wir hier heute sehen und noch bis zum 19. März dürfen.

Die Gemälde leisten zudem einen wichtigen Beitrag, in dem sie den Blick der Öffentlichkeit auf die oftmals vergessenen Orte wie Habeš lenken. Sie thematisieren die schwierigen Lebensumstände der Menschen dort, die aufgrund des gesellschaftlichen Antiziganismus entstanden sind und immer noch vorherrschen. Die öffentliche Infrastruktur – Straßen, Kanalisation Wasser und Strom – endet dort, wo die Wohngebiete der Roma anfangen. Gerade in den Ländern Südost- und Mitteleuropas werden abertausende Menschen von der Politik und der Gesellschaft ihrer Heimatländer ausgegrenzt und ihrem Schicksal überlassen. Die europäischen Werte, die wir als unsere verteidigen und auf die wir stolz sind, haben in diesen Ländern keine Gültigkeit. Diese Form der Apartheid gegen Roma ist bis heute in der Europäischen Union akzeptiert.

Bruder Lukas versteckt in seiner Malerei die Armut und das Elend nicht, er weckt Anteilnahme und Mitgefühl mit dem Schicksal der portraitierten Menschen. Er blickt nicht wie durch ein Brennglas auf die apartheidsähnlichen Zustände, in denen die Männer, Frauen und Kinder aufgrund des Antiziganismus zu leben gezwungen sind. Trotz dieser Lebensumstände versuchen die Menschen in Habeš und ähnlichen Orten, die es in ganz Südost- und Mitteleuropa gibt, ihre Würde zu bewahren.

Ich möchte Dir, lieber Bruder Lukas, meine tiefe Dankbarkeit und meinen Respekt für Deine und Abt Benedikts Arbeit aussprechen. Die Beharrlichkeit, mit der Ihr seit Jahren daran arbeitet, Menschen zu helfen und dabei Eure eigene Person niemals in den Vordergrund stellt, hat meine größte Anerkennung und ich bin froh, dass sich unsere Wege gekreuzt haben.

Danken möchte ich auch Dir, lieber Manfred. Dein Verdienst ist es, dass sich die unwürdigen Zustände in diesen Ländern nicht mehr
verstecken lassen und Dein Beispiel zeigt, dass diese Form der Apartheid nicht länger geduldet werden kann.
Und nun wünsche ich der Ausstellung zahlreiche Besucherinnen und Besucher.

Ich danke Ihnen.


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