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Rede zur Ausstellungseröffnung, 7. Mai 2023

9. Mai 2023 / Neuigkeiten

Rede Ausstellungseröffnung, 7. Mai 2023 von Pater Petrus Nowack OSB, Prior Administrator

Liebe Freundinnen und Freunde von Maria Laach,liebe Brüder,

ein freudiger Anlass gibt uns heute wieder die Möglichkeit, Sie zu begrüßen und hier willkommen zu heißen. Eine neue Ausstellung darf eröffnet werden. Es entspricht schon einer kleinen Tradition, hier in einem Raum von diesem Klosterforum Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die Kunst des Klosters zu geben. Es sind wechselnde Ausstellungen gewesen und geplant, jeweils mit einem anderen Akzent. Es sind überschaubare Ausstellungen. Sie erschlagen nicht durch eine Fülle von Exponaten. Sie führen dagegen beim Betrachten jeweils ein Thema oder eine Person vor das Auge. Zum Kloster gehört die Verborgenheit. Allein schon sichtbar, auch hier in Maria Laach, durch die Klostermauer. Zum klösterlichen Leben gehört die Stille und die Zurückgezogenheit. Aber dann gehört zum Kloster auch ein Raum und die Möglichkeit, aus der Verborgenheit hervorzutreten, zu zeigen, was in der Klausur entstanden oder was sich angesammelt hat.

Heute geht es um das Motiv des Kreuzes im künstlerischen Schaffen hier im Kloster. Vor etwas mehr als 24 Stunden gab es ein großes mediales Ereignis, eine Feier von größtem Seltenheitswert, die Krönung von Charles III. in Westminster Abbey. Zur Krönung gehörte, dass Erzbischof Justin Welby dem König die Reichsinsignien übertrug. Es waren die Zeichen aus dem Jahre 1651, die damals König Karl II. bei der Krönung erhielt. Dazu gehört die St. Edwards Crown mit dem Kreuz, das Szepter mit dem Kreuz, der Reichsapfel mit dem Kreuz. Hier sehen wir das Kreuz, äußerst kostbar bearbeitet, heute noch in einer Liturgie Verwendung findend, das Kreuz, wie es eine Bedeutung hat für das politische Reich, das Reich religiös fundierte, den König von England als defensor fidei, als Verteidiger des Glaubens bezeichnet. Es ist die eine Seite im Bedeutungsspektrums des Kreuzes. Das Kreuz als Stütze für die politische Macht, die Staatsmacht, die mit der geistlich, religiösen Macht verbunden war. Eine Interpretation des Kreuzes, die wohl mit der Vision Konstantin des Großen vor der Schlacht an der Milvischen Brücke 312 angefangen hat, als er seinen Bruder Maxentius besiegte. Die Vision, in der Konstantin das Kreuz sah: In diesem Zeichen wirst du siegen. Das Kreuz als Zeichen des Triumpfes.

Die britische Krönung ist die einzige europäische Königskrönung mit einer Salbung, der Beginn einer Herrschaft mit einer liturgischen Feier, einer Weihe. Spanien erlebte 1555 zum letzten Mal eine ähnliche Feierlichkeit. Die Königsfamilien von Schweden, Dänemark und Norwegen entschieden sich 1906 darauf zu verzichten . Aber nicht nur dabei ist die Verbindung des Kreuzes mit der politischen Herrschaft zu sehen. Bei jedem Gottesdienst in der Abteikirche von Maria Laach sehen wir über dem Hochaltar das Ziborium. Ursprünglich war es im 13. Jahrhundert für das Grab des Pfalzgrafen errichtet worden. Erst seit 1947 steht es im Ostchor. Das Monument kann interpretiert werden mit den sechs Säulen als Zitat der Grabeskirche . Somit deutet es das Grab des Pfalzgrafen als Ort der Erwartung der Auferstehung an. Der obere Teil kann verstanden werden als Zitat der Reichskrone. Es drückt die enge Verbundenheit des Pfalzgrafen mit Kaiser Heinrich IV. aus. Über dieser Nachbildung der Krone erhebt sich ein Kreuz. Das Kreuz als Zeichen für imperiale Größe und Macht. Dieses Kreuz wurde erst 1947 geschaffen. Vorher, im Westchor gab es keinen Platz, weil das Ziborium bis zur Decke reichte. Wie das Ziborium im Mittelalter im Kirchenschiff aussah, wissen wir nicht. Es ist das Kreuz, das hier geschaffen wurde.

Die andere Seite ist das Kreuz, das für das Leiden, für das Martyrium, für die Strafe steht. Das Kreuz als Hinrichtungsinstrument. In der Tradition des Ersten Testamentes galt derjenige als verflucht, der am Kreuz hängt. Diese grausame und harte Wirklichkeit des Kreuzes war den ersten Christen so präsent, dass man ihnen keine Kreuze sah. Es gab einen Verzicht auf das Kreuz. Aber nicht, weil man mit dem Kreuz nichts anfangen konnte, sondern weil das Kreuz erlebte grausame Wirklichkeit war. Wer stellt einen Galgen oder ein Fallbeil in sein Haus?

Erst die Jahre des Friedens, erst die Beendigung der Verfolgung, erst die Umdrehung der Verhältnisse, als der christliche Glaube zur geduldeten und dann zur anerkannten Religion wurde, als das Christentum nicht mehr verfolgte Glaubensgemeinschaft war, sondern staatstragende Funktionen erfüllte, erst da bekam man ein neues Verhältnis zum Kreuz.

Es ist hier nicht der Raum, dieses weite Spektrum des Kreuzesverständnisses nachzugehen. Aber nicht überall, wo ein Kreuz angefertigt und gesehen wird, ist das Kreuz als Schandpfahl und das Kreuz im Verständnis des Apostels Paulus, als Zeichen der Schwachheit, der Torheit Gottes zu sehen. Das Kreuz hat viele Interpretationen erfahren. Mit dem Motiv des Kreuzes werden wir immer hin verwiesen auf das Verständnis unseres christlichen Glaubens. Jede Darstellung des Kreuzes läßt uns auch fragen, welches Verständnis vom Kreuz haben wir.

Heute dürfen wir einen Blick werfen auf Kreuzesdarstellungen, wie sie von Künstlern aus dem Kloster angefertigt wurden. Abt Benedikt wird gleich in die Ausstellung einführen. Leider kann Bruder Stephan aus Gesundheitsgründen nicht teilnehmen. Aber die Spuren seines Wirkens können wir sehen. Sie geben der Ausstellung ihre Lebendigkeit und Ausstrahlungskraft.

Ich wünsche Ihnen die nötige Musse, diese Kunstwerke zu betrachten und ich wünsche mir für die Ausstellung, dass sie viele Menschen erreicht, zum Nachdenken einlädt, sich zu fragen, welche Bedeutung in unserem Leben das Kreuz hat.

Ich danke auch Herrn Vito Bergs für sein Kommen. Wie schon so oft trägt er mit seiner Querflöte zur musikalischen Umrahmung der Feier bei.

Vielen Dank!


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