Rückschau

Eine Playmobil-Nonne, ein Spielzeugauto und eine authentische Ordensfrau

1. Juni 2016 / Rückschau

Eine Playmobil-Nonne und ihre alte Ente als Spielzeugauto hat Sr. Jordana Schmidt OP auch beim Vortrag in Maria Laach mit dabei. Und sie erzählt von ihrem Leben, in dem diese Ente und ihre Ordenstracht eine besondere Rolle spielen, eine ganz persönliche Berufungsgeschichte von der Party ins hessische Kinderdorf. Als sie ins Kloster ging, verschenkte sie alles, auch ihre heißgeliebte Ente. Doch der Weg zu den Dominikanerinnen von Bethanien und zu ihrer Aufgabe als Kinderdorfmutter sollte über Umwege mit allen Höhen und Tiefen führen.

Schwester Jordana: „Viele Frauen haben aufgeschrieben, warum sie ihren Orden verlassen haben. Das habe ich nicht getan. Ich zähle zu den Schwestern, die sagen: ‚Ich bin noch drin – trotz allem‘, und das ist eine völlig andere Perspektive. Letztlich ist es ein Plädoyer fürs Aushalten, fürs Mitmischen, für den Mut, seinen eigenen Weg zu gehen, selbst wenn andere Menschen oder Institutionen einem Steine in den Weg legen.“ Ihr geht es um das Thema Berufung und sie bekennt: „Ich bin immer noch gerne im Orden.“ Im Laacher Forum versucht sie auch, falsche, klischeehafte Vorstellungen von weltabgewandten Ordensleuten gerade zu rücken: „Früher vermutete ich, dass in Klöstern unzufriedene Männer und Frauen den ganzen Tag beteten, um der Welt zu entfliehen. Heute muss ich über solche Klischees schmunzeln, insbesondere dann, wenn andere mir genau von solchen Gemeinplätzen erzählen, die ich selbst einmal vertrat. Sie stimmen weitgehend nicht, halten sich aber hartnäckig.“

Schwester Jordanas Berufung war der Ordensberuf, wobei jede Entscheidung auch mit Ängsten verbunden ist. Ihre erste Zeit in einem dänischen Kloster erlebte sie als beglückend. Alles war anders, alles war neu. Dann kam es zu ersten Schwierigkeiten in der jungen Gemeinschaft, der Ton wurde rauer und es gab immer weniger Freiheiten. Hatte eine Schwester ein Porzellanstück zerbrochen, musste sie vor allen Mitschwestern auf dem harten Steinboden knien und „Buße tun“. Mit niemandem konnte Schwester Jordana über ihre Zweifel an der Klosterleitung sprechen. In den Freizeiten verhinderte die Oberin durch ständige Anwesenheit den Austausch. Drei Jahre später durften die Schwestern nicht einmal mehr mit Gästen sprechen, und jeder Brief musste der Oberin vorgelegt werden, weshalb Schwester Jordana in ihrer Post nichts Wichtiges oder Kritisches schrieb: „Meinetwegen war ich eine Gefangene Gottes, aber war es richtig, dass ich zugleich eine Gefangene meiner Oberin war?“ Bei begangenen „Fehlern“ mussten sich die Schwestern öffentlich vor ihren Mitschwestern anklagen. Schwester Jordana bezeichnet diese Praxis als „Tribunale, in denen die schonungslosesten Selbstanklagen in den höchsten Tönen belobigt wurden“, für die Oberin ein „machtvolles Kontrollinstrument“. Das Kloster wurde wie eine Sekte geleitet, so Schwester Jordana. Nach ihr traten noch andere Schwestern aus und beschwerten sich an höchster Stelle. Schwester Jordana: „Ich möchte Menschen ermutigen, sich zu wehren, die in einer ähnlichen Situation leben. Egal ob in der Kirche oder woanders.“ Letztlich hatten es die ausgetretenen Ordensschwestern geschafft, das schlechte Machtsystem zu zerschlagen.

Schwester Jordana blieb Ordensschwester, wechselte aber den Orden. Auf ihre Zeit in Dänemark blickt sie heute „versöhnt zurück. Die Jahre in Dänemark haben mein Leben verändert und geprägt – doch ich habe mich entschieden, sie in mein Leben zu integrieren. Ich habe gelernt, sie als Zeit zu betrachten, die mich stark gemacht hat.“

Bericht: E.T. Müller, Medienbüro Burgbrohl


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