Weihnachten – ein Fest der Generationen
24. Dezember 2025 / Pressemitteilungen

Das Weihnachten der Generationen
Weihnachten: ein Mehrgenerationen-Stall?
Das Baby Jesus liegt im Stroh, umsorgt von Maria – einer ziemlich jungen Mutter. Adoptivvater Josef ist ein paar Jahre älter. Die “Hirten”, die in dieser Nacht mit ihren Herden auf den Feldern bei Betlehem lagern, als die Engel ihre Frohe Botschaft verkünden, waren wohl eine altersgemischte Truppe: Teenager mit Erwachsenen. Und auch die drei Könige (oder „Weisen aus dem Morgenland“), die dem Stern folgen und später zur Krippe dazukommen, werden in der christlichen Kunst meist in drei Altersstufen präsentiert: Einer als Jüngling (mit Myrrhe), einer im Mannesalter (mit Weihrauch) und einer als hochbetagter, bärtiger Greis (mit Gold): Er symbolisiert Weisheit, Reife und die Vergänglichkeit des Lebens – oft mit grauem Haar und Bart dargestellt; manchmal hat er eine Glatze. Natürlich geht es hier nicht um historische Fakten, sondern um theologische und kulturelle Symbolik. In der Kunstgeschichte hat sich diese Art der Darstellung tatsächlich über viele Jahrhunderte gehalten. Es ist vor allem das Bild vom Besuch des uralten, weißhaarigen Königs beim neugeborenen Jesuskind, das Menschen immer wieder fasziniert – bis heute. Weihnachten: ein Mehrgenerationen-Stall?
Für viele ist Weihnachten das Fest der Familie und der Generationen. Man kommt zusammen. Gerade die Jüngeren freuen sich auf das Treffen mit ihren Opas und Omas – manche haben sogar Uromas und Uropas. Und für ein paar Stunden an den Weihnachts-Feiertagen lassen sich unterschiedlichen Freizeit-Interessen und Gemüter meist gut aushalten. Könnte nicht die Szenerie an der Krippe auch ein Modell für das Zusammenleben der Generationen in unserer Gesellschaft sein? Dass alle unterschiedliche Interessen und Perspektiven haben, ist doch nur natürlich.
Betrachten wir uns die Figuren genauer – so wie sie oft dargestellt werden: Der uralte Magier kniet meistens nah am Jesus-Kind. Der mit der Arthrose – mit Schmerzen bei jeder Bewegung der steifen Gelenke. Ja, so sind Hochbetagte oft: Sie können sich beugen, denn sie haben nichts mehr zu verlieren. Sie wollen vor allem, dass es den Jungen gut geht und sie Zukunft haben. Der jüngste König an der Krippe hat seinen Platz dagegen meistens am weitesten entfernt. Er steht, er kniet nicht. Die Jungen müssen schließlich ihre Persönlichkeit noch entwickeln, sie müssen erst ihren Stand finden in dieser Welt. Sie haben die langfristigen Perspektiven im Blick und müssen sich für die Interessen der nachfolgenden Generationen stark machen, nicht einknicken. Sich zu beugen fällt ihnen schwerer als den Alten, obwohl es ihre Gelenke problemlos hergäben. Sie haben mehr zu verlieren, denn die ganze Zukunft liegt noch vor ihnen. Und da sind die Mittleren, sie fallen nicht so auf. Sie fühlen sich oft nicht gesehen, obwohl sie aktuell doch fast die ganze Verantwortung tragen. Dadurch sind sie auf ihre Art dominant, manchmal sind sie vielleicht deswegen das Problem. Denn ihnen scheint Veränderung oft am schwersten zu fallen. Und doch sind sie das Bindeglied zwischen den Generationen.
So hat jeder an der Krippe sein Problem. Deswegen braucht es auch einen neuen Anfang. Dieser ganz neue Anfang wird uns geschenkt von Gott: Das Baby ist das Zeichen für diesen Neubeginn! Jetzt wird sich alles ändern. Denn es ist mehr als ein Zeichen. Wenn alle Beteiligten – sogar Ochs und Esel – sich auf das Baby ausrichten, dann wird es gut. Das wäre zumindest der Lösungsvorschlag der christlichen Tradition. Denn Christus ist derjenige, der sie alle verbindet. Keine der Persönlichkeiten an der Krippe hat das Recht gepachtet. Jeder und jede muss sich im Angesicht des göttlichen Kindes etwas zurücknehmen. Und Lösungen lassen sich nur gemeinsam finden. Was dabei helfen kann, ist Respekt voreinander. Respekt ist da im Stall. Ja, sogar mehr: Ehrfurcht. Wenn wir mit Respekt gemeinsam in die Zukunft gehen, werden sich Dinge gut verändern können – auch nach diesem Weihnachtsfest und im Jahr 2026.
Abt Mauritius Wilde (OSB) – Maria Laach.