Neuigkeiten

Evangelium Mt 25,31-46

22. November 2020 / Neuigkeiten

Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.

Am letzten Sonntag im Kirchenjahr geht es ums Ganze: “Kommt her und empfangt das Reich!” Oder: “Weg von mir ins ewige Feuer!” Es handelt sich um ein Gleichnis, ist also keine Auskunft darüber, wie es wirklich sein wird. Allerdings ist es eine sehr ernste Mahnung. Im Übrigen dürfen wir auf das schöne Wort der Tradition vertrauen: “Erbarmen triumphiert über das Gericht.”

Schon gleich zu Anfang wird eine wichtige Aussage gemacht: Der König nimmt auf dem Thron seiner Herrlichkeit Platz und alle Völker müssen vor ihm erscheinen. Alle Völker – das sind alle Menschen, und zwar unabhängig von ihrer Religion, ja es kommen auch die ohne Religion. Die entscheidende Frage richtet sich also an alle ohne Unterschied; es wird um unser Mensch-Sein gehen!

Drei Gedanken dazu. Es wird Rechenschaft verlangt: Zeig mir dein Leben! In Carl Zuckmayers Stück „Der Hauptmann von Köpenick“ gibt es ein Gespräch im Anschluss an eine Beerdigung; Wilhelm Voigt spricht zu seinem Kameraden Friedrich Hoprecht von der inneren Stimme, die er da am Sarg gehört hat: “Denn stehste vor Gott dem Vater und der fragt dir ins Jesichte: Willem Voigt, wat haste jemacht mit dein Leben? … So knickerich möcht ick mal nich vor mein Schöpfer stehn … Ick wer noch was machen mit mein Leben.“ Unser Leben ist uns anvertraut. Gott gibt uns sozusagen den Samen und verlangt am Ende die Früchte. Wir sollten das gar nicht vom Druck und von der Angst her sehen; das hilft kaum. Der heilige Benedikt spricht so ermutigend von dem Guten, das Gott von sich selbst in unser Leben hineingegeben hat. Unser Leben ist zuerst Gabe – es ist Gottesgeschenk.

Dann: Was ist im Leben das Wichtigste? Ob ich es zu etwas gebracht habe? Bedenken wir, dass alle Titel, Auszeichnungen usw. dann, wenn wir vor ihm stehen werden, nicht mehr zu sehen sind, auch der Klosterhabit nicht. Was ist wichtig und was bleibt? Vom Evangelium her ist das keine Frage: die Liebe. Sie allein bleibt; denn im Himmel werden wir lieben. Der heilige Johannes vom Kreuz hat gesagt: “Am Abend wirst du nach der Liebe gefragt werden.” Am Abend eines jeden Tages und am Lebensabend. Die einzig wichtige Frage im Leben wäre dann die, ob ich mit meinem Leben etwas mehr Liebe in diese Welt gebracht habe. Es geht also nicht um Kraftakte; es geht um unser echtes Mensch-Sein.

Und schließlich noch das entscheidende Wort des Weltenrichters: „Das habt ihr mir getan.“ Das bedeutet: echte Liebe zielt immer auf Jesus. Wenn ich einem anderen wirklich gut bin, ist ER gemeint, bezieht er das auf sich, ob ich mir dessen bewusst bin oder nicht. Und noch mehr: Hinter jedem Menschen steht Jesus und hat die Hand auf dessen Schulter liegen. Ganz tief hat das wieder der heilige Benedikt begriffen, wenn er sagt: man muss alle Menschen/jeden Menschen ehren.

Wie weit, wie grenzenlos ist die Liebe! Sie hängt nicht an der Religionszugehörigkeit, nicht an dem, was wir den richtigen Glauben nennen – recht verstanden, hängt sie nicht einmal am “Glauben”. Wer wir auch sind, wir müssen nur den Mut haben, vom Herzen her gut zu sein.

Abt em. Benedikt Müntnich OSB


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