Pflanzen-Service (Laacher Kräuterblätter)

Beinwell

Laacher Kräuterblätter Borretschgewächse

Beinwell (Symphytum officinale) – der Name ist Programm und sagt somit bereits aus, wofür diese Pflanze seit der Antike verwendet wird: für das Wohl (well) der (Ge-)Beine. Der botanische Name bestätigt dies – Symphytum bedeutet frei aus dem Latein übersetzt: „zusammenfügen“.

Die regional in der Regel doch sehr verschiedenen Namen sagen ähnliches aus, z.B.: Beinbruchwurzel, Heilwurzel, aber es gibt auch etwas eigenartige und undefinierbare Namen wie Wottel oder Zottel.

Pflanzenbeschreibung

Der Beinwell gehört zur Familie der Borretschgewächse (Boraginaceae) und kommt im Prinzip in allen gemäßigten Zonen der Erde vor, vor allem aber in Mitteleuropa und Asien. Er gedeiht auf feuchten Wiesen, an Bachläufen und liebt auch im Garten einen feuchten, relativ nährstoffreichen und halbschattigen Platz.

Er wird bis ca. 1,50 m hoch und ähnelt in Blatt und Blüte (das erklärt die Familienzugehörigkeit) dem Borretsch: längliche, behaarte Blätter (aber größer als beim Borretsch), kleine – ebenfalls behaarte – glockenförmige rosa-weiße bis violette Blüten, die in Rispen hängen.

Beinwell ist eine mehrjährige Staude, die im Winter oberirdisch abstirbt, und nur die Wurzeln im Boden überdauern. An günstigen Standorten kann sie sich über die Jahre stark ausbreiten und vermehren, deswegen benötigt sie viel Platz. Durch sein starkes Wachstum kann der Beinwell mehrmals im Jahr zurückgeschnitten werden. Die Blätter können – am Besten vor der Blüte – geerntet und getrocknet, aber auch frisch verwendet werden. Dies ist aber prinzipiell auch die gesamte Wachstumsperiode durch möglich.

Durch das starke Wachstum ist natürlich auch der Nährstoffbedarf erhöht, deswegen ist eine Versorgung mit organischem Dünger sinnvoll. Um den Boden um die Pflanze feucht zu halten, kann er mit Laub abgedeckt werden.

Im Frühjahr oder Spätherbst kann der Beinwell durch Wurzelteilung gut vermehrt werden. Eine Pflanze kann bis zu 20 Jahre alt werden, und hat sie sich im Garten mal festgesetzt, ist sie schwer wieder zu „vertreiben“.

Eine besondere Spezies ist Comfrey (Symphytum x uplandicum, Syn: S. peregrinum), der vorzugsweise in Armenien und dem Kaukasus angebaut wird. Er wird mit ca. 2 m höher als der normale Beinwell, vor allem ist er aber ertragreicher und gehaltvoller als die anderen Spezies.

Verwendung

In der Küche lassen sich die Blätter mit ihrem frischen borretsch-ähnlichem Aroma z. B. in Salat mischen, als spinat-ähnliches Gemüse dünsten oder als Tee verwenden.

Neben den verschiedenen Wirkstoffen der Pflanze haben frische Blätter einen sehr hohen Proteingehalt – ähnlich hoch wie bei Fleisch. In der Mittelschweiz werden die Blätter in Teig gebacken. In Regionen Österreichs werden die getrockneten Blätter dem Tabak untergemischt.

Allerdings sollte bei man beim Verzehr von Beinwell von größeren Mengen bzw. einer regelmäßigen Einnahme absehen. Bereits die Äbtissin Hildegard von Bingen beschrieb in ihrem „Physica“ über den Beinwell (den sie „Consolida“ nennt):

„Die innere Anwendung bringt die gesamte Ordnung durcheinander. Aber auf der Haut aufgetragen, heilt es die Geschwüre der Glieder.“

In den neuesten Studien hat man nachgewiesen, dass eine Gruppe von Inhaltsstoffen – die Pyrrolizidinalkaloide – leberschädigend sind. Auch stehen sie im Verdacht mutagene bzw. kanzerogene Auswirkungen zu haben. Der Verzehr in kleinen Mengen bzw. unregelmäßigen Abständen ist nach neuestem Erkenntnisstand unbedenklich. Schwangere, stillende Mütter sowie Kinder sollten trotzdem davon Abstand nehmen!

Wie Paracelsus („die Dosis macht das es Gift ist“) sollte man hier also vorgehen. Auch er hat die Pflanze bereits bei Knochenschäden und Geschwüren verwendet. Diese wissenschaftlich nachgewiesenen Heilkräfte (die in den Wurzeln der Pflanze stecken) verdankt der Beinwell der exklusiven Mischung an Inhaltsstoffen: Er enthält neben Schleim- und Gerbstoffen auch Glykoside, Stärke, Cholin, Inulin, Allantoin und Asparigin.

Cholin fördert die Durchblutung, dadurch können sich Blutergüsse schneller zurückbilden und verletztes Gewebe schneller heilen. Allantoin regt die Gewebebildung an, und ist eigentlich der wichtigste – weil wirksamste – Inhaltsstoff.
So hat das Beinwell – ob mit hausgemachten Umschlägen oder fertigen Präparaten – gute Wirksamkeit bei Knochenverletzungen, Quetschungen und der Wundheilung. Es können auch Muskelverhärtungen und rheumatische Beschwerden damit behandelt werden. Übrigens weist der botanische Name ebenfalls darauf hin: Symphytum bedeutet frei übersetzt verbinden.

Beinwell-Sud

Die Herstellung eines Beinwell-Sudes ist zwar nicht wirksamste, aber einfachste und schnellste Methode für die Wundversorgung.

Dazu nimmt man 2 TL zerpflügte, frische Blätter und übergießt sie mit kochendem Wasser, lässt das Ganze 10 Minuten verdeckt ziehen, filtert die Blätter raus und lässt alles auf Körpertemperatur (oder weniger) abkühlen. Anschließend können kleinere Wunden wie Schürfwunden, aber auch Sonnenbrand mittels einem sterilen Tuch oder Mull damit getränkt werden.

Beinwell-Salbe

Eine andere Möglichkeit ist das Herstellen einer Beinwell-Salbe auf Schmalzbasis, ähnlich der Ringelblumen-Salbe.
Dazu werden gesäuberte und kleingeschnittene Wurzelteile in heißem Schmalz ausgelassen, abgefiltert und in Gefäße umgefüllt. Wenn sie an einem kühlen, dunklen Ort stehen, hält diese Salbe ungefähr ein Jahr.

Vorsicht

Die Verarbeitung von Beinwell aus Wildsammlungen birgt – wie bei allen Kräutern aus der Natur – Gefahren: Die Qualität (speziell der Wirkstoffgehalt) ist naturgemäß starken Schwankungen unterlegen. Dies richtet sich unter anderem nach dem Standort (sonnig oder schattig) und dem Zustand des Bodens (allgemein, gedüngt oder nicht, Schadstoffbelastungen).

Bei einer geringen Konzentration der Wirkstoffe besteht die Gefahr maximal in der Unwirksamkeit. Anderseits kann bei einer starken Konzentration von Wirkstoffen und/oder von Umweltgiften tatsächlich eine Gefährdung der Gesundheit bestehen! Daher sollte man sich bei der „Eigenproduktion“ überlegen, auf standardisierte Rohstoffe aus dem Handel zurückzugreifen oder die Pflanzen selber anzubauen und vorher Bodenanalysen machen zu lassen.

Der Anbau im Garten ist verhältnismäßig einfach, der Beinwell ist – wie eingangs erwähnt – relativ anspruchslos. Ein nährstoffreicher Boden und ausreichend Wasser begünstigen das Wachstum. Aber … wenn er sich in einem Garten mal wohlfühlt, wird man ihn auch sehr schwer wieder los – er hat dann einen Hang zum Wuchern.


Zurück

Maria Laach ist ein ausgezeichneter Arbeitgeber!