Pflanzen-Service (Pflegeanleitungen)

Kaudex-Pflanzen

Pflegeanleitungen Verschiedene Pflanzenfamilien

Zu den sicherlich auffälligsten und interessantesten Pflanzenarten gehören die sogenannten Kaudex-Pflanzen. Sie tragen Namen wie Schildkrötenpflanze, Yamswurzel oder Brasilianisches Edelweiß. Solche Pflanzen findet man in einigen Pflanzenfamilien, sie verbindet ihr Dasein als Sukkulente – also als wasserspeichernde Pflanze. Ihre Art der Wasserbevorratung ist eine „Knolle“ – der Kaudex (oder auch Caudex).

Eine Kaudexpflanze zeichnet sich dadurch aus, dass sie – periodisch oder bei ungünstigen Klimaverhältnissen – in einen Ruhezustand verfällt. In der Ruhezeit sterben die Triebe ab, die Pflanze zieht Wasser und Nährstoffe in den Kaudex, das Laub vertrocknet. Die Pflanze lebt in dieser Zeit auf Sparflamme. Wenn die Klimaverhältnisse wieder günstiger sind, bilden sich schnell neue Triebe und eine neue Wachstumsphase beginnt. Der Kaudex wächst – im Gegensatz zu den Trieben – sehr langsam. Große Knollen haben dementsprechend ein hohes, teilweise sehr hohes Alter (und einen entsprechenden Preis). Auf der ganzen Welt sind Kaudex-Pflanzen ein Sammlerobjekt für Botaniker und Pflanzenliebhaber.

Dioscorea elephantipes, Kölner Flora

Dioscorea elephantipes, Kölner Flora

Dioscorea (Syn.: Testudinaria)

Die über 500 Arten umfassende Gattung Dioscorea gehört zur Familie der Yamswurzel-Gewächse, sie sind auf die Tropengebieten der Erde verteilt. Der Name Yams wurde im Englischen aus dem afrikanischen Mandewort „Niam“ abgeleitet. 40 Arten davon werden als Kulturpflanzen angebaut. 13 Arten haben regional – aber auch weltweit – große Bedeutung als Grundnahrungsmittel, die teilweise auf prähistorische Zeiten zurückgehen, so z. B. D. alata, D. esulenta, D. villosa und D. abyssinica, die vor allem in Gebieten mit mehrmonatigen Trockenperioden angebaut werden. Die sogenannte LichtYam (D. batatas o. D. polystachya) gilt als Immuntonikum und tonisiert Milz, Lunge und Nieren, senkt Blutdruck und Cholesterinspiegel und wirkt entzündungshemmend. Diese Art wird auch in deutschen Spezialgärtnereien gezüchtet und ist Bestandteil der TCM.

Fast alle Arten besitzen jährlich vertrocknende, windende oder kletternde Triebe, die sich aus unter- oder halbunterirdischen Knollen oder Rhizomen – dem sog. Kaudex – entwickeln. Einige Arten werden als Zierpflanzen gezüchtet:

D. elephantipes

Sie stammt aus dem südlichen Afrika. Der Kaudex erhält im Alter eine zunehmend scheinbar rissige Struktur, die sehr an einen Schildkrötenpanzer erinnert, aber auch der Name Elefantenfuß (der sich im Spezies elephantipes andeutet) passt. Die Blätter sind herzförmig und eher klein (in der Breite ca. 4 – 5 cm). Der Kaudex liegt mehr oder weniger auf der Erde .

D. hemicrypta

Sie stammt ebenfalls aus Afrika, ihre Blätter ähneln sehr der von D. elephantipes, die Triebe sind aber sparriger. Der Caudex wird länglicher und befindet sich zu einem großen Teil unterirdisch.

Wie der Name schon andeutet, stammt D. mexicana aus Mexiko und dem angrenzenden Guatemala. Sie hat in ihrer Heimat einen sehr hohen Status als Heilpflanze gegen allerlei Beschwerden. Der Kaudex erinnert bei dieser Spezies noch mehr an eine Schildkröte, deswegen wird sie auch so genannt. Die Blätter sind zwar auch herzförmig, laufen aber spitzer zu und werden wesentlich größer als bei D. elephantipes bzw. D. hemicrypta. Der Kaudex liegt ebenfalls auf der Erde auf.

Die beiden folgenden Gattungen gedeihen i. d. R. das ganze Jahr durch, d. h. ihre Triebe sterben normalerweise nicht periodisch ab.

Gerrardanthus

Die kleine Gattung mit lediglich fünf Arten ist im tropischen und südlichen Afrika beheimatet und gehört zu den Kürbisgewächsen (Cucurbitaceae). Im Handel findet man – wenn überhaupt – lediglich die Art G. macrorhizus. Ihre Blätter sind herz- oder efeuförmig, der Kaudex bleibt flach und relativ glatt und kann bei uralten Exemplaren auch schon mal einen Durchmesser von bis zu 1,5 m (bei einer max. Höhe von ca. 60 cm) erreichen. Es kann vorkommen, dass bei dieser Art die Triebe nicht komplett bis zum Kaudex absterben. Hier ist eine Rankhilfe auf jeden Fall sinnvoll!

Fockea edulis

Die aus dem südlichen Afrika stammende Gattung aus der Familie der Seidenpflanzen-Gewächse (Asclepiadaceae) umfasst – je nach Quelle – 6-10 Arten. Die aus dem Kaudex von Fockea edulis kommenden Triebe wachsen nicht ganz so schnell wie bei andere Arten, aber dafür sind die Triebe auch beständiger. Unter optimalen Bedingungen sterben die Triebe nicht ab, sondern bleiben das ganze Jahr. Aber auch hier wird eine Rankhilfe benötigt. Der Kaudex wächst mehr in die Höhe, nimmt aber keine überdimensionalen Ausmaße an.

Rechsteineria leucotricha

Die zu den Gesneriacae gehörende Rechsteineria leucotricha läuft inzwischen unter dem botanischen Namen Sinningia leucotricha, somit ist ihre Verwandschaft zur Gloxinie und dem Usambaraveilchen offensichtlich. Sie stammt aus Brasilien, und wegen ihrer samtartigen Blätter wird sie auch als „Brasilianisches Edelweiß“ bezeichnet. Sie hat keine rankenden Triebe, sondern silbrig-filzige Blätter, auf denen später die orangefarbenen Blüten sitzen. Ihr Kaudex wird im Laufe der Jahrzehnte maximal 30 cm im Durchmesser.

Pel. crithmifolium

Pelargonium – Arten

Eine ebenfalls interessante Gattung mit sukkulenten Arten, bei denen ebenfalls Kaudex-Arten zu finden sind, ist Pelargonium – die Ahnen unseren „Geranien“.
Sie stammen größtenteils aus dem südlichen Afrika, und nichts bis auf die Blütenvielfalt erinnert an unsere klassischen Geranien. Auch hier hat die Natur eine unglaubliche Artenvielfalt geschaffen, die u. a. den Genpool für immer neue Geranien-Züchtungen bietet.


Standort und Pflege

Gerrardanthus

Sie sind naturgemäß extreme Sonneneinstrahlung, hohe Temperaturen und den Wassermangel der Trockengebiete (Wüsten oder Savanne) gewohnt. Also sollten sie auf der Fensterbank (oder im Sommer auch im Freien) einen sonnigen Platz bekommen, aber sie sind auch mit einem halbschattigen Platz zufrieden. Bei den hier beschriebenen Arten ist meist eine kleine Rankhilfe (z.B. in Form eines oder mehrerer Bambusstäbe oder eines kleinen Gerüstes) sinnvoll.

Dioscorea eleph. Einen Teil des Jahres sind die oberirdischen Teile (das Blattwerk) abgestorben. Wenn sie eingetrocknet sind, kann das abgestorbene Blattwerk an der Kaudexbasis abgeschnitten werden. Dann benötigt die Pflanze nur sehr sporadisch Wasser, maximal einmal im Monat.

Nach mehreren Monaten treibt aus dem Kaudex eine kleine Triebspitze heraus, dann sollten die Wassergaben – mit zunehmendem Grün – stetig erhöht werden, im Sommer – bei viel Laub – auf einmal pro Woche. In dieser Zeit kann dann auch mal auf feuchtem Boden mit Grün- oder Kakteendünger gedüngt werden. Wenn – wiederum nach Monaten – das Blattwerk anfängt abzusterben, sollte auch das Gießen wieder auf ein Minimum reduziert werden.

Artenschutz

Durch ihre botanischen Besonderheiten und die teilweise doch sehr raren Bestände der verschiedenen Sukkulenten im Allgemeinen und Kaudex-Pflanzen im Besonderen werden bei Sammlern „Begehrlichkeiten“ geweckt.

Aber Vorsicht: Ein Teil der Arten und Bestände ist vom Aussterben bedroht und unterliegt daher bestimmten Artenschutzauflagen. Daher sollte man – besonders beim Kauf älterer und größerer Exemplare – abklären, ob es sich um Exemplare aus der Nachzucht oder von Wildsammlungen handelt. Dies ist nicht nur eine Frage der Ethik, sondern auch der Gesetzeslage!


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