Laacher Messbuch
27. Sonntag im Jahreskreis
5. Oktober 2025
Deiner Macht ist das All unterworfen, Herr,
und niemand kann sich dir widersetzen;
denn du hast Himmel und Erde gemacht
und alles, was wir unter dem Himmel bestaunen.
Du bist der Herr über alles.
Est 13,9.10–11 (Vulgata)
Für den Evangelisten Lukas ist der Glaube mit einer Macht verbunden – vielleicht besser ausgedrückt – mit einer Kraft. Mit einer weltverändernden Kraft, mit einer Dynamik, aus der heraus alles anders werden kann. Wir verstehen unseren Glauben anders: eher demütig, still und zurückhaltend. Wir verstehen ihn weniger dynamisch, weltverändernd oder kraftvoll. So stellt der Text des heutigen Sonntagsevangeliums uns auf die Probe: Glauben wir wirklich daran, dass aus unserem Glauben eine lebensverändernde Kraft für uns und andere entstehen kann? Eine weltbewegende Kraft? Dieser Frage wollen wir uns jetzt stellen.
Kyrie-Rufe
Herr Jesus Christus, die Kraft deines Geistes will uns antreiben. Hinein in die Zeit, hinein in das Verändern und Verwandeln.
Herr, erbarme dich.
So lass uns unverzagt und offen dieser Kraft folgen, diese Kraft spüren, aus dieser Kraft leben!
Christus, erbarme dich.
Lass uns darauf vertrauen, dass wir mit dieser Kraft auch in der heutigen Zeit für Frieden, Gerechtigkeit und Wandel eintreten können, voll mit Mut und voll mit Geist der Stärke.
Herr, erbarme dich.
Gloria
Tagesgebet
Allmächtiger Gott, du gibst uns in deiner Güte mehr, als wir verdienen, und Größeres, als wir erbitten. Nimm weg, was unser Gewissen belastet, und schenke uns jenen Frieden, den nur deine Barmherzigkeit geben kann. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Erste Lesung
Hab 1,2–3; 2,2–4Lesung aus dem Buch Habakuk.
Wie lange, HERR, soll ich noch rufen und du hörst nicht? Ich schreie zu dir: Hilfe, Gewalt! Aber du hilfst nicht.
Warum lässt du mich die Macht des Bösen sehen und siehst der Unterdrückung zu? Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit.
Der HERR gab mir Antwort und sagte: Schreib nieder, was dusiehst, schreib es deutlich auf die Tafeln, damit man es mühelos lesen kann!
Denn erst zu der bestimmten Zeit trifft ein, was du siehst; aber es drängt zum Ende und ist keine Täuschung; wenn es sich verzögert, so warte darauf; denn es kommt, es kommt und bleibt nicht aus.
Sieh her: Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben.
Wort des lebendigen Gottes.
IMPULS Der Blick in das Buch Habakuk fordert einen Blick auf uns selbst. Es ist ein inneres Gespräch. Angefragt ist, was Gott in uns bewirkt. Es ist die Frage nach dem, was wir wahrnehmen und wo wir offenkundig Gottes Hand nicht sehen. Und es ist die Frage nach seiner und auch unserer Treue, tatsächlich in diesem inneren Gespräch zu bleiben. Ist es eine Täuschung? Ist es eine Zuversicht? Ist es wirklicher Glaube? Ist es der lebendige Gott, den wir sehen?
Antwortpsalm
Ps 95 (94),1–2.6–7c.7d–9 (Kv: 7d.8a)Kv Hört auf die Stimme des Herrn;
verhärtet nicht euer Herz! – Kv
Kommt, lasst uns jubeln dem HERRN, *
jauchzen dem Fels unsres Heiles!
Lasst uns mit Dank seinem Angesicht nahen, *
ihm jauchzen mit Liedern! – Kv
Kommt, wir wollen uns niederwerfen, uns vor ihm verneigen, *
lasst uns niederknien vor dem HERRN, unserm Schöpfer!
Denn er ist unser Gott, /
wir sind das Volk seiner Weide, *
die Herde, von seiner Hand geführt. – Kv
Würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören! /
Verhärtet euer Herz nicht wie in Meríba, *
wie in der Wüste am Tag von Massa!
Dort haben eure Väter mich versucht, *
sie stellten mich auf die Probe
und hatten doch mein Tun gesehen. – Kv
Zweite Lesung
2 Tim 1,6–8.13–14Lesung aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Thimotheus.
Mein Sohn! Ich rufe dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteilgeworden ist!
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Schäme dich also nicht des Zeugnisses für unseren Herrn und auch nicht meiner, seines Gefangenen, sondern leide mit mir für das Evangelium! Gott gibt dazu die Kraft: Als Vorbild gesunder Worte halte fest, was du von mir gehört hast in Glaube und Liebe in Christus Jesus!
Bewahre das dir anvertraute kostbare Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt!
Wort des lebendigen Gottes.
IMPULS In der zweiten Lesung wird deutlich von der Kraft gesprochen und diese Kraft ist eine Kraft, ein kostbares Gut – wie der Brief an Timotheus sagt, die Kraft des Heiligen Geistes. Diese Kraft ist nicht irgendwo, sie ist in uns. Mit dieser Kraft können wir Zeugnis geben, diese Kraft überwindet auch unsere Angst. Diese Kraft stärkt unsere Liebe in uns.
Ruf vor dem Evangelium
Vgl. 1 Petr 1,25Halleluja. Halleluja.
Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit,
die frohe Botschaft, die euch verkündet wird.
Halleluja.
Evangelium
Lk 17,5–10+ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.
In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben!
Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.
Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch?
Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken.
Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde?
So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
IMPULS So seltsam die Worte des Evangeliums klingen, sie erzählen uns davon, dass in uns eine Kraft, eine Möglichkeit besteht, Berge zu versetzen, Bäume durch die Luft zu bewegen, Dinge wirklich zu verändern.
Was ist, so fragt das Evangelium, ein starker Glaube? Ein starker Glaube ist ein Glaube, der fest darauf baut, dass er etwas verändert, etwas umbildet, etwas Neues schafft. Es ist ein Glaube, der so stark ist, dass tatsächlich Bäume sich allein durch unser Wünschen und Hoffen versetzen. Das ist ein Glaube, der tatsächlich die Welt verändert. Ein starker Glaube, ein Glaube, der im Geist in uns wirkt und in uns diese Welt formen kann. Das Evangelium fragt: Haben wir tatsächlich einen solchen Glauben?
Credo
Fürbitten
Das Evangelium erzählt uns von der Kraft des Glaubens und der Möglichkeit der Veränderung. Im Vertrauen auf diesen Zuspruch wollen wir bitten:
– Für uns alle in dieser Kirche und dieser Zeit, dass wir Ausschau halten nach der Stärke des Glaubens, gegen unsere Ängste, gegen unsere Verzagtheit und gegen die Sorge. Im Vertrauen darauf, dass wir in dieser Kraft Kirche sein können im Zeichen von Wandel und Veränderung.
– Für alle, die in unserer Kirche Verantwortung tragen, dass sie kraftvolle Bestärker des Glaubens für alle sind. Dass sie sich um diese Kraft bemühen, die alle tragen kann. Dass sie sich um die Kraft des Geistes und der Liebe versammeln, damit diese Kirche lebendig bleibt.
– Für uns selbst, dass wir aus dieser Kraft heraus immer wieder neu unser Leben gestalten können, dass unser Glauben nicht etwas ist, was sich versteckt und kleiner wird, sondern dass wir kraftvoll im Glauben wachsen und damit auch andere tragen.
– Für alle, die mit uns gelebt haben, die wir nun vermissen, die schon hinübergegangen sind über die Schwelle des Todes, dass sie jetzt die endgültige Kraft des Lebens in der Auferstehung erfahren.
Und wir erbitten auch alles, was wir unausgesprochen vor Gott tragen. Amen.
Gabengebet
Allmächtiger Gott, nimm die Gaben an, die wir nach deinem Willen darbringen. Vollende in uns das Werk der Erlösung und der Heiligung durch die Geheimnisse, die wir zu deiner Verherrlichung feiern. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Einladung zum Vaterunser
Was vielleicht abstrakt, vielleicht sogar fremd erscheint, das konkretisiert sich in den schlichten Worten des Vaterunsers. Da wird uns zugesprochen, dass wir im Gebet und in unserem Handeln die Kraft haben, Himmel und Erde miteinander zu verbinden. Dass wir Kraft haben, zu teilen und zu verzeihen und damit Himmel auf Erde zu schaffen. Um diese Kraft wollen wir beten und bitten: Vater unser im Himmel …
Einladung zum Friedensgebet
Wer die Zeitläufte verfolgt, sich den täglichen Nachrichten öffnet, der wird schnell kraftlos und ängstlich. Zu viel Gewalt, zu viel Krieg, zu viel Düsternis. Um dagegen anzugehen, braucht man tatsächlich Kraft. Diese Kraft ist uns geschenkt im Glauben, diese Kraft ist uns geschenkt im Vertrauen darauf, dass wir aus dem Frieden des Auferstandenen heraus auch kraftvoll den Frieden im Jetzt schaffen können. Diesen Frieden voller Kraft wollen wir uns nun wünschen: Herr Jesus Christus …
Präfation
Sonntage IIIIn Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, immer und überall zu danken. Denn wir erkennen deine Herrlichkeit in dem, was du an uns getan hast: Du bist uns mit der Macht deiner Gottheit zu Hilfe gekommen und hast uns durch deinen menschgewordenen Sohn Rettung und Heil gebracht aus unserer menschlichen Sterblichkeit. So kam uns aus unserer Vergänglichkeit das unvergängliche Leben durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.
Kommunionvers
Klgl 3,25Gut ist der Herr zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht.
Oder: Vgl. 1 Kor 10,17
E i n Brot ist es, darum sind wir viele e i n Leib. Denn wir alle haben teil an dem einen Brot und dem einen Kelch.
Schlussgebet
Gott und Vater, du reichst uns das Brot des Lebens und den Kelch der Freude. Gestalte uns nach dem Bild deines Sohnes, der im Sakrament unsere Speise geworden ist. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.
Schlusssegen
Im Jahreskreis IIIDer allmächtige Gott gewähre euch Segen und Heil; er offenbare euch die Wege seiner Weisheit.
Er stärke euren Glauben durch sein Wort und schenke euch die Gnade, nach seinen Geboten zu leben, damit in allem sein Wille geschehe.
Er lenke eure Schritte auf den Weg des Friedens; er mache euch beharrlich im Guten und vollende euch in der Liebe.
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn † und der Heilige Geist.
***
In der Familie gibt es unter den Kindern Streit. Der kleine Bruder tut nicht, was im Plan der kleinen Dienste für ihn am Kühlschrank angeheftet steht. Im Streit rechtfertigt er sich dann aber auf den Vorwurf hin, er tue nicht seine Pflicht: »Meine erste Pflicht ist es, ein Kind zu sein!«
Vielleicht meint Lukas das auch im Evangelium, wenn er von »den Pflichten« spricht :
»Meine erste Pflicht ist es, alltäglich einfach ein Mensch zu sein.«
Wolfgang Fey