Laacher Messbuch

Erster Adventssonntag

30. November 2025

Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele.
Mein Gott, dir vertraue ich.
Lass mich nicht scheitern,
lass meine Feinde nicht triumphieren!
Denn niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden.
Ps 25 (24),1–3

Heute beginnt die Adventszeit, Zeit der Vorbereitung auf Gottes Ankunft – als Mensch, in unserer Welt, in uns. Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit? »Alle Jahre wieder« scheint es ein Dilemma zu sein zwischen auch medial propagierten Erwartungen an eine stimmungsvolle Zeit, dem Bedürfnis und der Sehnsucht nach Ruhe bei zugleich ausgeprägter Betriebsamkeit, weil diese besondere Zeit doch nach besonderer Gestaltung verlangt. Vielleicht lässt sich beides, die Sehnsucht nach innerer Einkehr und Ruhe und unsere adventlichen Aktivitäten leichter miteinander in Einklang bringen, wenn wir den Bitten im Tagesgebet folgen. Auf dass wir am Beginn des neuen Kirchenjahres das Ziel unseres Tuns nicht aus den Augen verlieren und alles in Liebe tun: Wir gehen Ihm, Christus, entgegen und bereiten uns auf Seine Ankunft vor. Aufeinander zugehen von beiden Seiten aus und in der Mitte geschieht Begegnung, durch Ihn und mit Ihm und in Ihm.

Kyrie-Rufe


Du, Gott, hast die Sehnsucht nach dir in uns geweckt.
Herr, erbarme dich.
Du kommst uns entgegen in deinem Sohn.
Christus, erbarme dich.
Du rufst uns zur Umkehr – hin zu dir.
Herr, erbarme dich.

Tagesgebet


Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht; du schenkst das Wollen und das Vollbringen. Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit. Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Erste Lesung

Jes 2,1–5
Lesung aus dem Buch Jesája.
Das Wort, das Jesája, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem geschaut hat.
Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg des Hauses des HERRN steht fest gegründet als höchster der Berge; er überragt alle Hügel. Zu ihm strömen alle Nationen. Viele Völker gehen und sagen: Auf, wir ziehen hinauf zum Berg des HERRN und zum Haus des Gottes Jakobs. Er unterweise uns in seinen Wegen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen. Denn vom Zion zieht Weisung aus und das Wort des HERRN von Jerusalem.
Er wird Recht schaffen zwischen den Nationen und viele Völker zurechtweisen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflug scharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg. Haus Jakob, auf, wir wollen gehen im Licht des HERRN.
Wort des lebendigen Gottes.

IMPULS »Am Ende der Tage wird es geschehen« – Wann wird das endlich sein? So mag man sich heute fragen angesichts der immer neuen und immer neu aufflammenden Kriege und Konflikte im Heiligen Land und in der Welt.
Diese Worte hat Jesaja im 8. Jh. v. Chr. an das Volk Gottes gerichtet und ruft auf zu Vertrauen und gegenseitiger Achtung. Frieden kann nur dort entstehen, wo Menschen gemeinsam unterwegs sind und einander zutrauen, sich wirklich versöhnen zu wollen. Gemeinsam zu glauben, dass Liebe, Achtung und Respekt höhere und erstrebenswertere Ziele sind als Macht, Einfluss und Entscheidungshoheit. Wenn aber die Vision eines Friedens um der Menschen willen aufgegeben wird und nicht zu immer neuen Bemühungen und Gesprächen führt, haben am Ende alle verloren – selbst wenn die Schritte auf diesem Weg noch so klein sind, muss auch heute gelten: »Auf, wir wollen gehen im Licht des Herrn«, denn das Ziel für unsere Kinder, »sie erlernen nicht mehr den Krieg«, ist jede Anstrengung wert!


Antwortpsalm

Ps 122 (121),1–3.4–5.6–7.8–9 (Kv: 1b)
Kv Zum Haus des HERRN wollen wir gehen. – Kv

Ich freute mich, als man mir sagte: *
»Zum Haus des HERRN wollen wir gehen.«
Schon stehen unsere Füße in deinen Toren, Jerusalem: /
Jerusalem, als Stadt erbaut, *
die fest in sich gefügt ist. – (Kv)

Dorthin zogen die Stämme hinauf, die Stämme des HERRN, /
wie es Gebot ist für Israel, *
den Namen des HERRN zu preisen.
Denn dort standen Throne für das Gericht, *
die Throne des Hauses David. – (Kv)

Erbittet Frieden für Jerusalem! *
Geborgen seien, die dich lieben.
Friede sei in deinen Mauern, *
Geborgenheit in deinen Häusern! – (Kv)

Wegen meiner Brüder und meiner Freunde *
will ich sagen: In dir sei Friede.
Wegen des Hauses des HERRN, unseres Gottes, *
will ich dir Glück erflehen. – Kv

Zweite Lesung

Röm 13,11–14a
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.
Schwestern und Brüder! Das tut im Wissen um die gegenwärtige Zeit: Die Stunde ist gekommen, aufzustehen vom Schlaf. Denn jetzt ist das Heil uns näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe.
Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Lasst uns ehrenhaft leben wie am Tag, ohne maßloses Essen und Trinken, ohne Unzucht und Ausschweifung, ohne Streit und Eifersucht! Vielmehr zieht den Herrn Jesus Christus an.
Wort des lebendigen Gottes.

IMPULS Ruhe und Besinnlichkeit in der Adventszeit? Paulus fordert hier nur scheinbar das Gegenteil: Wach sollen wir sein, nicht müde und schlaff dahindämmern, sondern wir sollen, wie Paulus es formuliert, die »Waffen des Lichts anlegen«, damit die Werke der Finsternis entmachtet werden. Hell wird es aber nicht vorrangig durch Kerzen und Lichterketten, der adventliche Weg führt nach innen, zum eigenen Herzen und von dort zu den Herzen der Menschen, mit denen wir zusammenleben.
Die Aufforderung des Paulus, »den Herrn Jesus Christus anzuziehen«, begegnet uns auch in der Taufe beim Überreichen des weißen Taufkleides.
Gottes ewige Zusage, die zu hören war bei der Taufe Jesu, dass wir Seine geliebten Kinder sind, erneuert sich in diesen Tagen des Advents: Er kommt uns entgegen, zieht unser Kleid an, das Menschenkleid, und will unter uns, in uns sein und wohnen.
Wenn das kein Grund ist, wach und bereitwillig aufzustehen und sich auf den Weg zu machen…!


Ruf vor dem Evangelium

Ps 85 (84),8
Halleluja. Halleluja.
Lass uns schauen, HERR, deine Huld
und schenke uns dein Heil!
Halleluja.

Evangelium

Mt 24,37–44
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein.
Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein.
Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen.
Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.

IMPULS Anlass für diese Worte Jesu ist die Frage seiner Jüngerinnen und Jünger in Mt 24,3: »Wann wird das geschehen und was ist das Zeichen für deine Ankunft?« Es folgen die traditionellen apokalyptischen Bilder, nach denen Erde und Himmel, Planeten und Sterne allumfassend in ihrer ganzen Daseinsmacht erschüttert werden.
Gott herrscht über die Welt, Er ist Alpha und Omega. Auch hier ist nichts von adventlicher Betulichkeit zu finden; wenn Ruhe, ist es eher Ruhe vor dem Sturm. Denn Gott meint es ernst mit uns, Er nimmt uns ernst und fordert, dass auch wir Ihn ernst nehmen: Glaube, der sich mit fromme Worten begnügt, trägt nicht durch Härten des Lebens. Gott will nicht die (sonntägliche) Zugabe, sondern Mitte unseres Lebens sein.
Und Er will uns begegnen im Alltag jedes und jeder Einzelnen, in den Menschen, mit denen wir zusammenleben, die wir lieben und an denen wir uns abarbeiten. Dort will Er ankommen und wohnen: In unserem, meinem Leben, in Seinem Haus.


Oder: Mt 24,29–44
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Sofort nach den Tagen der großen Drangsal wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.
Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde wehklagen und man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels
bis zum andern.
Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass er vor der Tür ist.
Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.
Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein.
Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen.
Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.
Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht.
Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.

IMPULS Auf den ersten Blick klingen die Worte eher nach einer Droh- und nicht so sehr nach einer Frohbotschaft: Es hat sich nichts geändert, die Menschen haben aus der Sintflut nicht gelernt und leben immer noch in den Tag hinein, als gäbe es kein Morgen – und als gäbe es kein Gestern, keine Worte, Zeichen, nichts, an dem man sich orientieren kann: Ahnungslos und der Willkür und Ungerechtigkeit der Mächte hilflos ausgeliefert.
Die Ankunft des Menschensohnes wird mit der Sintflut verglichen. Bis dahin hatten die Menschen gegessen, getrunken, geliebt, geheiratet und gehasst und sich bekämpft. Also »ganz normal« gelebt, oder?
So einfach ist es wohl nicht, denn Gott will mehr. Er will, dass wir uns entscheiden, wie wir leben wollen, wem unser Herz gehört, woran wir glauben, so wie Noah damals. Er will wissen, ob wir unser Leben wirklich Ihm anvertrauen und Seiner Liebe glauben. Und Er will, dass wir mit Ihm rechnen, mit Seiner überraschenden Ankunft rechnen – zu jeder Zeit. Wir gehören nicht uns allein, es ist nicht egal, wie wir leben. In Seinem Haus, unserem Herzen erwartet Er keine Perfektion, ein kleiner Stall reicht Ihm: ein warmer, sicherer Ort der Liebe, wo Er in uns Mensch werden kann.


Credo



Fürbitten


Herr Jesus Christus, du willst Mensch werden in unserer oft kalten und unbarmherzigen Welt.
Wir bitten dich:
V: Christus, höre uns. A: Christus, erhöre uns.
– Um den Willen zu Frieden und Versöhnung für alle Völker; um die Einsicht, dass jeder Mensch Achtung, Schutz und Respekt verdient.
– Für alle Menschen, die durch Krieg, Vertreibung, Naturkatastrophen und Flucht ihr Zuhause verloren haben und für die es keinen sicheren Ort gibt, an dem sie menschenwürdig leben können.
– Für alle ehrenamtlich Engagierten, die in dieser Adventszeit mit viel Herzblut, Zeit und kreativen Ideen für schöne Gemeinschaftserlebnisse sorgen, bei denen unsere Herzen offen und weit werden.
– Für alle, die durch Sorgen, Krankheit und Schmerzen überfordert sind und für alle, die ihre Not sehen und mittragen.
– Für alle, die um geliebte Menschen trauern und für alle unsere Toten.
Du kommst uns entgegen, Herr Jesus Christus, und trägst unsere Sorgen mit. Wir danken dir und preisen dich, durch Zeit und Ewigkeit. Amen.

Gabengebet


Allmächtiger Gott, alles, was wir haben, kommt von dir. Nimm die Gaben an, die wir darbringen. Mache sie für uns in diesem Leben zum Sakrament der Erlösung und rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Präfation

Advent I
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken durch unseren Herrn Jesus Christus. Denn in seinem ersten Kommen hat er sich entäußert und ist Mensch geworden. So hat er die alte Verheißung erfüllt und den Weg des Heiles erschlossen. Wenn er wiederkommt im Glanz seiner Herrlichkeit werden wir sichtbar empfangen, was wir jetzt mit wachem Herzen gläubig erwarten. Darum preisen wir dich mit allen Engeln und Heiligen und singen vereint mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit.

Einladung zum Vaterunser


»Seid wachsam«, fordert Christus uns auf. Wir erwarten Sein Kommen und beten gemeinsam mit den Worten, die Er uns zu beten aufgetragen hat: Vater unser im Himmel …

Einladung zum Friedensgebet


Frieden ist nicht möglich ohne unser Zutun, Frieden setzt die Bereitschaft und den Willen voraus, einander mit Offenheit und Vertrauen zu begegnen. Darum beten wir: Herr Jesus Christus …

Kommunionvers

Ps 85 (84),13
Der Herr wird seinen Segen spenden, und unsere Erde bringt ihre Frucht hervor.

Schlussgebet


Herr, unser Gott, du hast uns an deinem Tisch mit neuer Kraft gestärkt. Zeige uns den rechten Weg durch diese vergängliche Welt und lenke unseren Blick auf das Unvergängliche, damit wir in allem dein Reich suchen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Schlusssegen

Im Advent
Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen seines Sohnes geschenkt; er segne und heilige euch durch das Licht seiner Gnade.
Er mache euch standhaft im Glauben, froh in der Hoffnung und eifrig in Werken der Liebe.
Die erste Ankunft des Erlösers sei euch Unterpfand der ewigen Herrlichkeit, die er uns schenken wird, wenn er wiederkommt auf den Wolken des Himmels.
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

***

Du
Herr des Hauses, Hausherr
zieh ein in
Dein Haus
bewohne
mein Herz
und fülle es
mit Liebe
bis zum Rand
lehre mich
mit Dir zu rechnen
überraschend und hell
in der Mitte der Nacht
wie am
helllichten Tag.


Angela Boog