Vierter Fastensonntag
10. März 2024
Freue dich, Stadt Jerusalem!
Seid fröhlich zusammen mit ihr,
alle, die ihr traurig wart.
Freut euch und trinkt euch satt
an der Quelle göttlicher Tröstung.
Vgl. Jes 66,10-11
Gibt es in der heutigen Zeit, angesichts der vielen Probleme in der Welt überhaupt noch einen Grund, sich aus vollem Herzen zu freuen? Jeder mag sich darüber selbst befragen. Hier sei schon einmal die Vermutung in den Raum gestellt, dass selbst der pessimistische Zeitgenosse über kurz oder lang etwas entdecken wird, worüber er oder sie sich freuen kann. Vielleicht ist es etwas aus dem unmittelbaren familiären Umfeld. Zum Beispiel das erste Enkelkind wird geboren. »Welch eine Freude!« Oder man findet die Liebe seines Lebens. »Mit so etwas Wunderbaren hätte ich nie im Leben gerechnet!« Neben diesen »großen« Freuden gibt es aber auch noch die vielen kleinen, alltäglichen: Die ersten Blümchen beginnen im Garten zu sprießen, der Abendhimmel zeigt sich in purpurner Pracht, das gute Wort des Nachbarn tut der eigenen Seele so wohl. Wer hinter solchen und ähnlichen Erfahrungen nicht nur den bloßen Zufall am Werk sieht, sondern die segnende Hand Gottes, der wird das Erlebte als Geschenk betrachten und mit Dank annehmen. Grund zur Freude und zum Jubel hat am Ende des Jesajabuches auch die Gottesstadt Jerusalem. Die Zeiten der Bedrängnis und der Trauer sind endgültig vorbei. Das Leben in Fülle gilt es nun zu genießen. »Gott sei Dank!«
Kyrie-Rufe
Herr Jesus Christus, du bist in die Welt gekommen, weil Gott sie so sehr geliebt hat.
Herr, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du richtest nicht, du rettest.
Christus, erbarme dich.
Herr Jesus Christus, du bringst ewiges Leben.
Herr, erbarme dich.
Tagesgebet
Herr, unser Gott, du hast in deinem Sohn die Menschheit auf wunderbare Weise mit dir versöhnt. Gib deinem Volk einen hochherzigen Glauben, damit es mit froher Hingabe dem Osterfest entgegeneilt. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Erste Lesung
2 Chr 36,14–16.19–23Lesung aus dem zweiten Buch der Chronik.
In jenen Tagen begingen alle führenden Männer Judas und die Priester und das Volk viel Untreue. Sie ahmten die Gräueltaten der Völker nach und entweihten das Haus, das der HERR in Jerusalem zu seinem Heiligtum gemacht hatte.
Immer wieder hatte der HERR, der Gott ihrer Väter, sie durch seine Boten gewarnt; denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und seiner Wohnung. Sie aber verhöhnten die Boten Gottes, verachteten sein Wort und verspotteten seine Propheten, bis der Zorn des HERRN gegen sein Volk so groß wurde, dass es keine Heilung mehr gab.
Die Chaldäer verbrannten das Haus Gottes, rissen die Mauern Jerusalems nieder, legten Feuer an alle seine Paläste und zerstörten alle wertvollen Geräte. Alle, die dem Schwert entgangen waren, führte Nebukadnézzar in die Verbannung nach Babel. Dort mussten sie ihm und seinen Söhnen als Sklaven dienen, bis das Reich der Perser zur Herrschaft kam.
Da ging das Wort in Erfüllung, das der HERR durch den Mund Jeremías verkündet hatte. Das Land bekam seine Sabbate ersetzt, es lag brach während der ganzen Zeit der Verwüstung, bis siebzig Jahre voll waren.
Im ersten Jahr des Königs Kyrus von Persien sollte sich erfüllen, was der HERR durch Jeremía gesprochen hatte. Darum erweckte der HERR den Geist des Königs Kyrus von Persien und Kyrus ließ in seinem ganzen Reich mündlich und schriftlich den Befehl verkünden: So spricht Kyrus, der König von Persien: Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Reiche der Erde verliehen.
Er selbst hat mir aufgetragen, ihm in Jerusalem in Juda ein Haus zu bauen. Jeder unter euch, der zu seinem Volk gehört – der HERR, sein Gott, sei mit ihm –, der soll hinaufziehen.
Wort des lebendigen Gottes.
IMPULS »Unrecht gut gedeihet nicht«, heißt es in einem alten Sprichwort. Verfolgt man aufmerksam die aktuellen Nachrichten in Fernsehen und Zeitung, dann könnte man allerdings den pessimistischen Eindruck gewinnen, dass das »Unrecht« auf der Welt unter den Menschen »munter gedeiht«. Wer bzw. was ist imstande, dieser fatalen Entwicklung Einhalt zu gebieten? Nach Ansicht der Bibel kann dies nur Gott allein. In der Geschichtstheologie der Chronikbücher hält Gott allem äußerem Anschein zum Trotz alle Fäden in seiner Hand. Wie das Beispiel des Perserkönigs Kyrus zeigen soll, nimmt Gott gerade ihn, den Repräsentanten einer Großmacht, in seinen Dienst, zum Segen der Israeliten und der anderen Völker. Spätestens jetzt sollte allen klar sein: Bei Gott ist kein Ding unmöglich! Das nährt die Hoffnung auf einen guten Ausgang der Dinge gerade in Zeiten, die dem Einzelnen als schwierig und undurchsichtig erscheinen.
Antwortpsalm
Ps 137 (136),1–2.3–4.5–6 (Kv: vgl. 5a)Kv Wie könnte ich dich je vergessen, Jerusalem! – Kv
An den Strömen von Babel, /
da saßen wir und wir weinten, *
wenn wir Zions gedachten.
An die Weiden in seiner Mitte *
hängten wir unsere Leiern. – (Kv)
Denn dort verlangten, die uns gefangen hielten, Lieder von uns, /
unsere Peiniger forderten Jubel: *
»Singt für uns eines der Lieder Zions!«
Wie hätten wir singen können die Lieder des HERRN, *
fern, auf fremder Erde? – (Kv)
Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, *
dann soll meine rechte Hand mich vergessen.
Die Zunge soll mir am Gaumen kleben, /
wenn ich deiner nicht mehr gedenke, *
wenn ich Jerusalem nicht mehr erhebe zum Gipfel meiner
Freude. – Kv
Zweite Lesung
Eph 2,4–10Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Éphesus.
Schwestern und Brüder! Gott, der reich ist an Erbarmen, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus lebendig gemacht.
Aus Gnade seid ihr gerettet. Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz in den himmlischen Bereichen gegeben, um in den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zu zeigen, in Güte an uns durch Christus Jesus.
Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft – Gott hat es geschenkt –, nicht aus Werken, damit keiner sich rühmen kann.
Denn seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus zu guten Werken erschaffen, die Gott für uns im Voraus bestimmt hat, damit wir mit ihnen unser Leben gestalten.
Wort des lebendigen Gottes.
IMPULS Wer das Christentum von seinen jesuanischen Anfängen bis heute verfolgt, der erkennt, wie stark es sich über die Jahrhunderte hinweg gewandelt hat. Das ist nicht verwunderlich, sondern schlicht Ausdruck einer soziologischen Dynamik, wenn sich Menschen in Gruppen zusammenschließen. Will man die Identität der eigenen Gruppe über die Zeiten hinweg bewahren, ist es sehr wichtig, dass man sich immer wieder des eigenen Ursprungs erinnert. Das lässt sich beispielhaft am heutigen Text aus dem Epheserbrief erkennen. Im letzten Drittel des 1. Jahrhunderts n. Chr. ist die Situation so, dass die Heidenchristen immer selbstbewusster werden und beginnen, die Judenchristen an den Rand der christlichen Gemeinden zu drängen. Das nötigt den Paulus des Epheserbriefes zu intervenieren. Für alle Seiten hält er fest: Eure neue Existenz in Christo verdankt jeder einzelne dem gnädigen Handeln Gottes. Er ist es, der die Menschen guten Willens in die Ekklesia ruft. Im Umkehrschluss heißt das bis heute: Keine Einzelgruppe hat das Recht, sich über andere Christen zu erheben und ihnen eine bestimmte Verfassung aufzuerlegen. Wer der Kirche Gottes angehören will, der sollte sich stets in Demut üben.
Ruf vor dem Evangelium
Vers: vgl. Joh 3,16a.15Lob dir, Christus, König und Erlöser! – Kv
So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn hingab,
damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Lob dir, Christus, König und Erlöser!
Evangelium
Joh 3,14–21+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes.
In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodémus: Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.
Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse.
Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
IMPULS Manche Gespräche können nur in einem besonderen Rahmen stattfinden. Es braucht räumliche und zeitliche Abgeschiedenheit. Auch Offenheit und wechselseitiges Vertrauen gehören wesentlich dazu. Nur dann kann daraus ein echtes »Nikodemusgespräch« werden (vgl. Joh 3), wie es Jesus und der Pharisäer Nikodemus führen. Es geht um so existenzielle Dinge wie das »ewige Leben«. Die entscheidende Frage lautet: Wie kann man es erlangen? Nach den Worten Jesu geht das ganz einfach: Wer an den erhöhten Menschensohn glaubt, der hat »ewiges Leben« und zwar schon jetzt! Er muss kein Gericht am Ende seines Lebens durchlaufen. Denn durch seine bewusste Ausrichtung auf Christus Jesus bezieht er, für alle sichtbar, eindeutig Position. Er hat sich selbst gerichtet. Wer zum Glauben kommt, der erkennt Gottes Liebestat in Jesus Christus an und wandelt deshalb »im Licht«. Er weiß, dass sein physisches Leben einmal zu Ende geht. Sein wahres, »ewiges« Leben endet nie, weil es im Glauben und in der Liebe wurzelt.
Credo
Fürbitten
Barmherziger Gott, du hast deinen Sohn in die Welt gesandt, nicht um zu richten, sondern um zu retten. Wir bitten dich:
– Wir bitten dich für alle Menschen, die keinen Ausweg mehr sehen.
V: Retter der Welt. A: Wir bitten dich, erhöre uns.
– Wir bitten dich für alle Menschen, die bedroht oder auf der Flucht sind.
– Wir bitten dich für alle, die unter den Gebrechen einer Krankheit oder des Alters leiden.
– Wir bitten dich für alle, die von Ängsten und Sorgen geplagt sind.
– Wir bitten dich für unsere Verstorbenen und die, die um sie trauern.
– Wir bitten für uns selbst und unsere eigenen Anliegen.
Ja guter Gott, rette uns und alle, die der Rettung bedürfen. Dafür danken wir dir, jetzt und immer. Amen.
Gabengebet
Herr, unser Gott, in der Freude auf das Osterfest bringen wir unsere Gaben dar. Hilf uns, gläubig und ehrfürchtig das Opfer zu feiern, das der Welt Heilung schenkt und den Tod überwindet. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Präfation
Fastenzeit IIWir danken dir, Vater im Himmel, und rühmen deinen heiligen Namen. Denn jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt sind die Tage des Heiles. Du hilfst uns, das Böse zu überwinden, du schenkst uns von neuem die Reinheit des Herzens. Du gibst deinen Kindern die Kraft, in dieser vergänglichen Welt das unvergängliche Heil zu wirken durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn preisen wir dich in deiner Kirche und vereinen uns mit den Engeln und Heiligen zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit.
Einladung zum Vaterunser
Gott ist ein guter Vater. Er hat seinen Sohn in die Welt gesandt, nicht um zu richten, sondern um zu retten. Beten wir nun gemeinsam das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel …
Einladung zum Friedensgebet
Nur der Frieden Gottes kann die Welt retten. Bitten wir nun Gott um seinen Frieden: Herr Jesus Christus …
Kommunionvers
Ps 122 (121),3-4Jerusalem, du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt! Dorthin ziehen die Stämme hinauf, die Stämme des Herrn, den Namen des Herrn zu preisen.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott, dein ewiges Wort ist das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Heile die Blindheit unseres Herzens, damit wir erkennen, was vor dir recht ist, und dich aufrichtig lieben. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.
Schlusssegen
Vom Leiden des HerrnDer barmherzige Gott, der seinen Sohn für uns dahingegeben und uns in ihm ein Beispiel der Liebe geschenkt hat, segne euch und mache euch bereit, Gott und den Menschen zu dienen.
Und Christus, der Herr, der uns durch sein Sterben dem ewigen Tode entrissen hat, stärke euren Glauben und führe euch zur unvergänglichen Herrlichkeit.
Und allen, die ihm folgen auf dem Weg der Entäußerung, gebe er Anteil an seiner Auferstehung und an seiner Herrlichkeit.
Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn † und der Heilige Geist.
***
Du bist ein Kind der Gnade.
Wenn Gott dir die Gnade deshalb gab,
weil er sie umsonst gab,
so liebe ihn auch umsonst.
Liebe Gott nicht um Lohn,
er selbst sei dein Lohn!
Augustinus (354-430 n. Chr.)